Sonntag, 18. Mai 2008

Verstehenshilfe Trinitätslehre: Eins plus eins plus eins gleich - eins?

Wie viel macht eins plus eins plus eins? Drei? Im Rahmen konventioneller Mathematik mag das stimmen, aber christliche Mathematik geht anders: Da ergibt eins plus eins plus eins auch wieder eins. So kam's und kommt's jedenfalls vielen vor, wenn sie versuchen, die Trinitätslehre zu verstehen - also die Lehre von der Dreieinigkeit Gottes: Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist.

Dass diese drei ein und derselbe sein sollen, das mag auch heute noch verwirrend erscheinen und manchem schwer verständlich sein. Dabei ist es genau andersherum gemeint: Die Trinitätslehre soll eigentlich helfen zu verstehen. Und eine Verstehens- und Glaubenshilfe, das ist sie tatsächlich - vorausgesetzt, man nimmt sie nicht daher, um sich ein Bild davon zu machen, wie Gott in sich selbst aussieht, wenn man also spekuliert: Geht der Geist nur vom Vater oder auch vom Sohn aus? Gab es den Sohn schon, bevor Jesus auf der Erde in Erscheinung trat etc. p.p.

Verstehen lässt die Trinitätslehre stattdessen, wie Gott nach außen hin handelt, das heißt, was sein Plan mit der Welt und den Menschen ist. Die Person Gott Vater steht dann dafür, dass von ihm alles herkommt, er der Schöpfer und Urgrund allen Seins ist. Die Person des Sohnes, Jesus Christus, steht dafür, dass Gott seine Schöpfung nicht sich selbst überlässt, dass er uns beisteht im Leiden und mit uns den Weg durch den Tod zum Leben geht, dass er uns freimachen wird von den Mächten der Sünde und des Todes. Und die Person des Geistes steht dafür, wie er bereits hier und heute in der Welt wirkt, wie er alle Menschen miteinander und mit dem Rest der Schöpfung verbindet.

Deshalb kann ich den Vater, den Sohn und den Geist im Gebet je einzeln ansprechen - und bete doch nur zu ein und demselben Gott.

Den christlichen Kirchen ist die Rede vom dreieinigen Gott so wichtig, dass sie ihr eine eigene Zeit im Kirchenjahr widmen: die Trinitatiszeit. Mit dem Sonntag Trinitatis, heute, beginnt sie. Drei gleich eins und eins gleich drei? Wer unbedingt will, mag sich darüber weiter den Kopf zerbrechen - oder Christen vorwerfen, dass unser Glaube unlogisch sei. Tatsache ist: Gott wirkt und begegnet auf vielfältige Weise. Das ist wichtig. Und das feiern wir.

4 Kommentare:

  1. Grüß Gott,
    ja, das kann ich auch als Muslima nachvollziehen, nur nehmen wir andere Zeichen an, als "vergöttlichte". Also gelten die Propheten,Friede sei mit ihnen, zu denen wir ja auch Jesus zählen als beispielhaft für Gottes Güte auf der Welt und die richtige Lebensweise. Und die Engel sind reiner Geist - und Gott lässt sie in Erscheinung treten, wie z.B. bei der Verkündigung Marias, Friede sei mit ihr, oder bei der Offenbarung des Propheten Muhammeds, Friede sei mit ihm - beide Male tritt der Engel Gabriel in Erscheinung.
    Für mich ist nicht die Frage, dass Gott das könnte, also jemanden mit dem Titel "Sohn" auf die Erde schicken. Laut Seiner Aussage im Koran, hat er das aber nicht getan. Und es ist jedenfalls so leichter zu verstehen.

    AntwortenLöschen
  2. Ich denke, es bringt nicht viel, hier "unsere" jeweiligen Bücher gegeneinander zu stellen. Laut Koran hat er's nicht getan, laut Bibel hat er.
    Mein Ziel war es, für Christinnen und Christen (für deren Glauben ja konstitutiv ist, dass Gott sein Heil mit uns Menschen gerade in und durch Jesus Christus bewirkt) darzulegen, dass die Trinitätslehre für sie nicht etwa ein Glaubenshindernis darstellen muss, sondern im Gegenteil ihnen eine Hilfe sein kann, das Verhältnis von Gott, Jesus und Geist zu verstehen.

    AntwortenLöschen
  3. Auch ganz nett und irgendwie "richtig" . So wird man's für heute über den garstigen historischen Graben der Dogmengeschichte her-über-setzen können.
    Und super finde ich, dass auch Sie den Monotheismus darin so darstellen, dass es von einer Muslima nachvollzogen werden kann.
    Aber wir Theologen müssten doch auch öffentlicher, deutlicher... zugeben: es ist original eine philosophische Denk-Konstruktion, um den in Geschichten ausgedrückten christlichen Glauben mit der griechischen Philosophie kompatibel zu machen. Und dass (heute) so vielerlei derartige Erklärungen versucht werden, das zeigt doch auch: nichts ist so denknotwendig wie es in dieser Konstruktion mal behauptet und eigentlich von normalen Leuten nicht mehr verstanden werden kann und verstanden werden muss.
    Also, man kann die Trinitätslehre weiter benützen, sollte aber die alte Konstruktion nicht für sakrosankt und glaubensnotwendig halten. Manches wird man lächelnd, mit einem Augenzwinkern benützen - wie bei Ihnen und bei Härle und ...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich würde schon sagen, dass es deutlich mehr oder anderes ist als "nur" eine philosophische Konstruktion. Wilfried Joest hat es in seiner Dogmatik recht eindrücklich gemacht, dass die Trinitätslehre zutiefst dem Evangelium entspricht und eigentlich daraus entspringt: denn es geht darum, welchen Weg Gott gewählt hat, um sein Heil zu den Menschen zu bringen. Die Rede von den drei Personen der Trinität ergibt sich zwangsläufig aus dem Nachdenken über die Bewegung, welche Gott der christlichen Botschaft zufolge auf die Menschen zu gemacht hat, um sie in die Gemeinschaft mit sich hineinzuholen: wie er als Vater ÜBER uns und allem ist, als Sohn ZU uns kommt und zum "Gott-MIT-uns" wird, und wie er als Geist IN uns wirkt.

      Aber damit genügt es dann auch für Otto Normalgläubigen, würde ich meinen. Über die ökonomische Trinität hinaus allzu viel über die immanente zu spekulieren, halte ich auch nicht für notwendig, wenn auch immanente und ökonomische Trinität nicht voneinander zu trennen sind (und diese Denkbewegungen auch einfach Spaß machen können ... :-)

      Löschen