Donnerstag, 23. September 2010

Herbstanfang mit Rilke

"Herbst? Warum nicht", schreibt der Dichter Rainer Maria Rilke einmal an seine Frau Clara, "denn ich will den Herbst! Ist es nicht, als wäre er das eigentlich Schaffende, schaffender denn der Frühling wenn er kommt mit seinem Willen zur Verwandlung und das viel zu fertige, viel zu befriedigte, schließlich fast bürgerlich-behagliche Bild des Sommers zerstört? Dieser große herrliche Wind, der Himmel auf Himmel baut; in sein Land möchte ich gehen und auf seinen Wegen."

Rilke war ein genauer Beobachter der ihn umgebenden Natur, und so entstand eine Fülle von Gedichten und anderen Texten, in denen sich jahreszeitliche Stimmungen finden und er dem Gleichnishaften von Frühling, Sommer, Herbst und Winter nachgeht.

Heute, zum kalendarischen Herbstanfang, grüße ich Sie mit einem seiner bekanntesten Herbstgedichte:

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

[Dieser Beitrag ist auch als Rundfunkandacht in der Reihe "Feels Like Heaven" bei Rockland Radio gelaufen. Anhören! (mp3-Datei)]

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen