Sonntag, 2. Juni 2013

Erwartungskollisionen. Das Barcamp Kirche 2.0 in Tutzing

2. Juni 2013, 15:50 Uhr: Ich sitze im ICE Richtung Mannheim und lasse das Barcamp Kirche 2.0, diesmal ausgerichtet von evangelisch.de in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Akademie Tutzing, Revue passieren. Schauen wir zunächst auf die Rahmenbedingungen:

Leider schüttete es drei Tage lang fast ununterbrochen -
ansonsten hätten Sessions im Freien reizen können.
Die Tagungsorganisation und -leitung, das Ambiente und die Verpflegung, die zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten, die technische Ausstattung, sprich: das ganze Drumherum ließ kaum Wünsche offen: Großes Lob und vielen Dank!
Bestenfalls das manchmal etwas träge WLAN trübte den Gesamteindruck; eine größere Teilnehmerzahl wäre an dieser Stelle ein Problem geworden. Mancher vermisste auch die Twitterwall.

Jedenfalls sollte dieses "Drumherum" durchaus auch die geographische Lage wett machen können, die offenbar für den einen oder die andere im Unterschied zu Frankfurt in den Vorjahren ungünstiger war. Allerdings stellte sich auch die Wahl des Termins im Nachhinein als wenig glücklich heraus: Angesichts von Verantstaltungen wie der re:publica in Berlin, der ECIC in Dublin, dem Kirchentag in Hamburg sowie des Ferienendes in Bayern in unmittelbarer kalendarischer Nähe zeichnete sich schon im Vorfeld ab, dass zahlreiche "übliche Verdächtige" früherer Barcamps sich anders entscheiden und diesmal nicht teilnehmen würden. (Gab es noch andere Gründe?)

Noch eine Neuheit beim Barcamp: der Rasenmäherroboter.

Dies und die Aufnahme des Barcamps in das Akademieprogramm führten zu einer deutlich anderen Teilnehmerzusammensetzung als in den Vorjahren. So kollidierten am Freitagabend zum Auftakt sehr unterschiedliche Erwartungen: Die einen rechneten aufgrund der früheren Camps wieder mit einem starken Fokus auf die Entwicklungen im Internet und den Sozialen Medien, die anderen ließen sich vor allem von der Themenausschreibung "Über Kirche / den Glauben reden" anziehen und rechneten gar nicht mit diesem Fokus, standen dem zum Teil gar ablehnend gegenüber.

Letztlich zeigte sich, dass die Tagungsform "Barcamp" flexibel genug ist, um auch ein solch disparates Teilnehmerfeld "einfangen" zu können. Die meisten Rückmeldungen auch der erstmals "Campenden" waren positiv: Gegenüber Tagungen  mit dem Schwerpunkt auf Vorträgen und Podiumsdiskussionen erlebten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer es als sehr befriedigend, wie ihnen das Barcamp die Möglichkeit eröffnete, sich selbst einzubringen.

Ich persönlich sehe große Chancen in dieser Tagungsform auch für nicht-technische Themenstellungen und hoffe, dass sie sich weiter verbreitet und Leute den Mut haben, so etwas zu veranstalten: beispielsweise auf Landeskirchen- oder Kirchenbezirksebene zum Austausch über gelungene Projekte und zukunftsträchtige Ideen - und um ebensolche anzustoßen.

Das Session-Grid am Samstagvormittag.

Es hätten in Tutzing freilich noch ein paar Barcamper mehr sein dürfen, um eine größere Vielfalt angebotener Sessions zu erreichen. Nach dem Motto "Barcamp ist, was die Teilnehmer draus machen", hatte ich persönlich mich rasch dazu entschlossen, selbst mehrere Sessions anzubieten.

Vier an der Zahl kamen letztlich zusammen:
- Wie Landeskirchen die Sozialen Netzwerke nutzen (Beispiele waren die pfälzische, die bayrische und die westfälische Landeskirche)
- Das Evangelium "in Social Media übersetzen" - oder: Wie erreichen wir, dass mehr geteilt wird?
- Content Curation Tools (Paper.li, Scoop.it, Storify.com), und was man damit machen kann
- Sprachfähigkeit im Glauben

Dazu habe ich teilgenommen an den Sessions:
- Eröffnungsplenum mit Impulsen von Prof. Gerhard Robbers und Alexander Gajic (@alexgajic)
- Online-Gottesdienst, Online-Abendmahl - geht das?
- "Digitales Testament" - Sterben, Tod und Trauer im Netz
- Mitfeiern der Online-Andacht.at am Samstagabend - samt anschließender Hintergrundserläuterungen von Bernd Gratzer (@bgratzer)
- Austausch über die Online-Andacht.at sowie den kurzen Twittergottesdienst am Sonntagmorgen: Sinn und Zweck des Ganzen? Was funktioniert, was nicht? Welches sind unverzichtbare Bestandteile eines "Gottesdienstes zum Mitlesen"?

Einiges davon will ich nach und nach in eigenen Blogartikeln zusammenfassen, zum Teil hier, zum Teil im Netzkirche-Blog. Ich hoffe, dieses Vorhaben bleibt nicht wieder auf der Strecke wie weiland 2012 (mach ma hinne, Alexander! #Tritt). Auf evangelisch.de gibt es übrigens schon einen längeren Artikel über das Barcamp.

Vorerst kann ich mich damit herausreden, dass mir die halbe Hand weh tut, nachdem ich mir heute Morgen beim Netbookstecker-Einstecken die Klammer im Innern der Steckdose unter den Daumennagel gerammt habe. Beleg für alle Technikfeinde: Das Zeug ist ungesund.

4 Kommentare:

  1. Mich hat das 6. Bistumsforum abgehalten, von wo per #zak13 (Zukunft auf katholisch) getwittert wurde. Um so dankbarer bin ich über diesen und alle weiteren Berichte und Eindrücke.

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  2. Danke für diesen Bericht. Das, was ich so zwischen den Zeilen heraus lese, zeigt mir womöglich fehlende Erfahrungsbrücken zwischen 'eher akademisch' und 'eher praktisch' im Bereich Kirche und Social Web ;-)

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  3. Ich wusste gar nichts von diesem Termin.. Habe erst jetzt zufällig davon erfahren. Schade! Die Veranstalter müssen natürlich die Werbetrommel rühren!!

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  4. Nun ja, der Termin stand natürlich im Tagungsprogramm 2013 der Ev. Akademie Tutzing. Weil evangelisch.de als Partner mit im Boot war, gab es auch dort mehrfach Hinweise darauf. Auch wurde eine begleitende Facebook-Seite eingerichtet: https://www.facebook.com/kir20bc

    Facebook-Nutzer, die am Thema "Kirche und Social Media" interessiert sind, sollten folgenden Gruppen beitreten:
    https://www.facebook.com/groups/netzkirche/
    https://www.facebook.com/groups/110032705759320/
    https://www.facebook.com/groups/178688832177689/
    https://www.facebook.com/groups/kirche20bc/
    Dann dürfte kaum ein solcher Termin unbemerkt an einem vorübergehen ...

    Einen Twitter-Account gibt es auch: https://twitter.com/kirche20bc

    Ich selbst plane für 2015 ein BarCamp in Landau. Infos über die o.g. Netzkirche-Gruppe oder im Netzkirche-Blog: http://netzkirche.wordpress.com.

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