Donnerstag, 29. Mai 2014

Warum heißt es eigentlich "Christi Himmelfahrt", aber "Jesu Auferstehung"?

Ixtus
... könnte man sich ja fragen, weil "Jesus" wie "Christus" offenkundig aus dem Lateinischen herrühren und auf -us enden. Nach der o-Deklination müsste auch der Genitiv von "Jesus" analog zu "Christi" demnach "Jesi" lauten. Und selbst, wenn man "Jesus" zur u-Deklination rechnen wollte, lautete der Genitiv "Jesus" (mit langem u), nicht "Jesu".

Christi Himmelfahrt
Jesu Auferstehung
Im Namen Jesu Christi
Die Jünger Jesu
Christi Leib ...

Also, das ist so ...


Die einfachste Lösung: Im Duden steht unter "Jesus Christus", dass "Jesu Christi" der Genitiv ist. Fertig. ;-)
Für die weiteren Fälle gibt der Duden Alternativen an. im Dativ ist "Jesus Christus" oder "Jesu Christo" möglich, im Akkusativ "Jesus Christus" oder "Jesum Christum", im Anredefall "Jesus Christus" oder "Jesu Christe" - die jeweils zweitgenannten Formen findet man noch häufig in Kirchenliedern oder liturgischen Texten.

Die etwas tiefer gehende Erklärung: "Jesus Christus" ist die Latinisierung von griechisch "Iesous Christos", wobei "Iesous" die Gräzisierung des hebräischen Namens "Jeschua" ist, "Christos" die Übersetzung des hebräischen "maschiach" (griechische Übertragung: "Messias"!), was "Gesalbter" bedeutet. "Iesous Christos" bildet damit eigentlich einen griechischen Bekenntnissatz: "Jesus ist der Gesalbte", also der Messias.

Das heißt:
- "Christos" ist (eben als Übersetzung, nicht Übertragung!) ein "ur-griechisches" Wort, das nach der o-Deklination gebeugt wird (Genitiv "Christou"). Bei der Übernahme ins Lateinische wurde die griechische in die lateinische o-Deklination hinüberlatinisiert, weshalb hier nun die ganz normalen lateinischen Formen vorliegen, eben "Christi" im Genitiv.

- "Iesous" dagegen ist schon im Griechischen ein Fremdwort! Diese ausländischen Personennamen bildeten eine Sonderdeklination, die nahezu 1:1 ins Lateinische übernommen wurde:

Griechisch:
Nom.: Iesous
Gen.: Iesou
Dat.: Iesou
Akk.: Iesoun
Vok.: Iesou

Lateinisch:
Nom.: Iesus
Gen.: Iesu
Dat.: Iesu
Akk.: Iesum
Abl.: Iesu
Vok.: Iesu

Dass wir im Deutschen "Jesu Christi" sagen und es nicht - wie so vieles andere - komplett eingedeutscht haben, also etwa "Jesus' Auferstehung", "die Himmelfahrt Christus'" etc., dürfte sich als Nachwirkung aus der langen und großen Bedeutung des Lateinischen als Kirchensprache erklären. Es war und ist von daher so fest geprägt, dass alles andere einfach irgendwie seltsam (ja, sogar fremd!) klingt - und eben auch nicht nötig ist.

Oder gibt es Sprachexperten, die das noch besser begründen können?

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