Freitag, 31. Oktober 2008

Jesus aus Schokolade - zum Aufregen oder zum Anbeißen?

Es ist ein Jesus zum Anfassen - und Anbeißen. Vollmilch, 100 Gramm – der "Goldjesus" oder "Sweetlord", der Heiland ganz aus Schokolade, den sich Frank Oynhausen aus Duisburg ausgedacht hat.

Der erfährt derzeit allerdings viel Gegenwind:
Ein bayerischer Hersteller von Verpackungsfolie kündigte die Zusammenarbeit auf. Beim 1. Paderborner Schoko-Festival am vergangenen Wochenende intervenierte die Stadt, so dass der Schokojesus nicht ausgestellt wurde, und das katholische Bistum kritisierte die Verkitschung Jesu. Selbst die Evangelische Kirche wies Oynhausen per E-Mail darauf hin, er müsse mit Protesten seitens der Gläubigen rechnen.

Ich persönlich kann diese Aufregung nicht verstehen.

Kommerz? Gotteslästerung? Bitte, bleiben wir doch auf dem Boden.
Ich meine, gotteslästerlich wird der Kommerz an anderer Stelle. Zum Beispiel, wenn Spekulatius und Lebkuchen schon ab Ende August im Laden stehen. Zum Beispiel, wenn es als selbstverständlich angesehen wird, dass Adventssonntage verkaufsoffen sind. Zum Beispiel, wenn christliche Symbole und Gestalten wie der heilige Nikolaus und das Christkind verdrängt werden von Figuren wie dem Weihnachtsmann und seinen Rentieren.

Da sage ich: Lieber als dieser seltsame Typ im roten Mantel mit weißem Fellbesatz, der einen großen Sack auf dem Rücken trägt, manchmal im glitzernden Cola-Laster angefahren kommt, und nicht viel mehr zu sagen hat als: "Ho Ho Ho" - also, lieber als dieser Typ wär' mir der Schokojesus allemal.

Und, mal ehrlich: Jesus in aller Munde - das wäre doch super!

3 Kommentare:

  1. Bravo, ein vernünftiges Statement vom ernst zu nehmenden Fachmann!

    Unser Nikolaus hat anstelle einer Mitra und einem Bischofsstab einen roten Mantel und weißen Bart und ist dem Weihnachtsmann zum Verwechseln ähnlich, oder ist das derselbe? Und wer war in Zeiten von Halloween noch einmal St. Martin?

    Was stört überhaupt so sehr am Schoko-Jesus, woher kommt die Aufregung? Erstaunlich ist, dass Pfarrer, Pater und Kirchen als Institutionen scheinbar wenig Probleme mit dem Schoko-Jesus haben, denn hier wurde nur vor Reaktionen der Gläubigen gewarnt, aber kein direkter Einwand erhoben. Scheinbar haben diejenigen, die täglich im Glauben leben, keine Schwierigkeiten mit dem Schoko-Jesus. Vielleicht ist genau dies unser Problem, dass Jesus nicht mehr zu unserem Alltag dazu gehört.

    Ich finde es auf alle Fälle super, dass Jesus vielleicht bald wieder mitten unter uns und in aller Munde ist!

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  2. Schön zu wissen, dass mich jemand ernst nimmt, obwohl ich ein Weblog unterhalte. ;-)

    Roter Mantel und weißer Bart sind vermutlich kaum zu vermeiden, will man bei Nikolaus-Veranstaltungen für Kinder nicht gleich offenbar machen, wer da die Rolle spielt. Violett wäre als Bischofsfarbe freilich genauer, denn Rot ist ja den Kardinälen vorbehalten. Mitra und Bischofsstabe sollten als Erkennungszeichen aber schon da sein.

    Bzgl. Schoko-Jesus: Zumindest seitens des katholischen Bistums Paderborn kam durchaus ein direkter Einwand, nämlich: "Wir verkitschen das, was uns heilig ist." Abgesehen davon, dass wahrscheinlich auch religiöser Kitsch als Ausdruck von Volksfrömmigkeit seine Existenzberechtigung hat, wäre es lohnenswert, mit dieser Äußerung im Hinterkopf mal so manche katholische Kirche zu durchwandern...

    Und schließlich sei noch der Hinweis gestattet: Mein Schoko-jesus-Statement ist jetzt auch im "ProtCast Pfalz" zum Hören online: http://www.protcast.evpfalz.de/index.php?id=1098

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  3. Mal ganz abgesehen davon, war da nicht auch was mit dem Blut und dem Leib Christi, den die Katholiken nach der Messe futtern?

    Bin ja kein Experte, aber das ist irgendwie hängen geblieben.

    Schöner Blogpost. Bin zwar beileibe kein Freund der Religion, aber besser und vor allem ehrlicher als die jetzige Kommerzkacke wäre ein original-christliches Weihnachten allemal. Meinethalben auch mit Schoko-Jesus.

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