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Samstag, 30. November 2013

Kindergebete, Päpstinnen und Beulen - ein #Blogstöckchen

Na, das war ja fast zu erwarten: Wenn die Blogkollegin Mechthild Werner ein Blogstöckchen auffängt, landet es als nächstes unter anderem bei mir. Wohlan, drei Antworten auf drei Freitagsfragen:

1. Dein schönstes Kindergebet, der schlimmste Vers im Glaubensbekenntnis?

Das ist geschummelt, das sind ja zwei Fragen in einer! Und meint die Frage nach dem Kindergebet das schönste aus meiner Kindheit - oder das, welches ich heute am schönsten finde?

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Von Einheit sprechen


Ich bin Deutscher, und ich bin Christ. Nein: Ich bin Westdeutscher, und ich bin evangelischer Christ. Na? Haben Sie's gemerkt? Sprache schafft Wirklichkeit. Wenn ich etwas oder jemandem, in diesem Fall mir selbst, einen Namen gebe, es bezeichne – dann unterscheide ich es oder ihn von anderen Dingen oder Menschen.

Ich bin Deutscher: Betone ich das, dann grenze ich mich ab von allen Nichtdeutschen. Ich bin Christ: Ich grenze mich ab von allen Nichtchristen. Ich bin Westdeutscher – darin steckt: und nicht Ostdeutscher. Ich bin evangelischer Christ – darin steckt: und nicht katholischer.

Wir bezeichnen, wir unterscheiden, wir grenzen ab. Und wir schaffen damit Wirklichkeit: Dinge, Tiere, Menschen, die zusammengehören – und solche, die nicht dazugehören. In der Bibel gehört diese Aufgabe zu den ersten, die der Mensch von Gott übertragen bekommt: „Wie der Mensch jedes Tier nennen würde, so sollte es heißen“ [Gen 2,19].

Durch die Sprache erschaffen wir Unterschiede, und durch die Sprache erschaffen wir Gemeinsamkeiten. Die deutsche Wiedervereinigung war auch deshalb möglich geworden, weil aus dem gegen das DDR-Regime gerichteten Slogan „Wir sind DAS Volk!“ der Slogan „Wir sind EIN Volk!“ wurde.

Die Verfasser des Aufrufs „Ökumene jetzt!“ vor einigen Wochen haben es genauso versucht. „Ein Gott, ein Glaube, eine Kirche“ ist der Aufruf überschrieben, der gleich zu Beginn argumentiert: Getaufte sind Geschwister, Volk Gottes, Leib Christi, EINE Kirche eben – alles Vokabeln, die das Gemeinsame betonen.

Ob ich denke, dass es genügt, von der Einheit zu sprechen, um die Einheit zu erreichen? Nein: Viele andere Faktoren spielen natürlich eine Rolle. Bei der deutschen Einheit waren auch wirtschaftliche und politische Motive treibende Kräfte. Und auch im ökumenischen Mit- und Neben- und Gegeneinander geht es um anderes als nur die richtige Bezeichnung.

Aber wir könnten öfter das Gemeinsame betonen. Und uns, ehe wir besprechen, bewusst machen, ob wir trennen und abgrenzen oder zusammenbinden. Wir können mitarbeiten an der Gemeinschaft - allein durch bewusstes Sprechen.

Montag, 14. Mai 2012

Nur Scheiße zitiert?

Jetzt ist sie also wieder verhüllt, die Tunika. In der feierlichen Vesper zum Schluss der Wallfahrt ist sie gestern Abend zurück in den Schrein in der Trierer Heilig-Rock-Kapelle gekommen.

Eins muss ich jetzt wenigstens nicht mehr lesen: das derbe Wort Martin Luthers von der „Bescheißerei zu Trier“. Ich glaube, es gab kein evangelisches und kein säkulares Medium, das es nicht zitiert hat. Beim ersten oder zweiten Mal habe ich es ja noch mit Schmunzeln zur Kenntnis genommen: so lief halt die Auseinandersetzung zu Luthers Zeiten. Beim dritten, vierten, fünften Mal habe ich mich aber dann gefragt: Welche Motivation steckt eigentlich dahinter, dieses Lutherwort immer wieder zu bringen? Nur selten waren ja noch ein oder zwei Sätze zur reformatorisch-theologischen Begründung für Luthers Ablehnung zu lesen.

Und leider muss ich eher Primitives vermuten:
  • einmal die Lust daran, ein Tabu brechen zu können: nämlich, Fäkalsprache zu verwenden, und das gedeckt durch die Autorität des Reformators 
  • dann, bei evangelischen Medien: die Lust, der anderen Konfession eins reinwürgen zu können
  • und schließlich, bei weltlichen Medien: die Lust, Kirche generell eins reinwürgen zu können, und umso besser, wenn sich dabei auch noch Kirche gegen Kirche ausspielen lässt.
So frage ich mich: Wie steht es um den "Dress-Code" zwischen den verschiedenen Kirchen und Konfessionen? Bedenken wir beim Ausbürsten und Sauberhalten unserer eigenen konfessionellen Kleider, ob wir diejenigen der anderen beschmutzen?

Lasst uns doch bei dem, was wir sagen und tun, künftig stets kritisch fragen, ob es dem Miteinander dient.

[Dieser Beitrag war am 14. Mai 2012 auf RPR1 als "Angedacht" zu hören]

Dienstag, 21. September 2010

Hebel und die Ökumene

Zwei Brüder lebten miteinander in Frieden und Liebe, bis einmal der jüngere evangelisch blieb und der ältere katholisch wurde. So gingen sie auseinander. Erst nach einigen Jahren versuchten Sie, sich wieder auf einen Glauben zu einigen.

In den ersten Tagen kamen sie nicht weit. Schimpfte der Evangelische: “der Papst ist der Antichrist”, schimpfte der Katholische: “Luther ist der Widerchrist.“ Aber am Samstag fastete schon der Evangelische mit seinem Bruder. Und der Katholische ging mit seinem Bruder zum Abendgebet. Dann aber rief jeden die Pflicht zurück.

Nach sechs Wochen schreibt der jüngere: “Bruder, deine Gründe haben mich überzeugt. Ich bin jetzt auch katholisch.” – Da ergriff der Bruder voll Schmerz die Feder. “Du Kind des Zorns und der Ungnade, willst du denn mit Gewalt in die Verdammnis rennen? Gestern bin ich wieder evangelisch geworden.“

"Die Bekehrung" heißt diese - hier stark gekürzt wiedergegebene - Geschichte von Johann Peter Hebel, evangelischer Pfarrer und Dichter aus Baden. Am 10. Mai 1760, also vor 250 Jahren, wurde er geboren, und letztlich war für ihn die Praxis des Glaubens wichtig, nicht die Konfession.

Daher sein Fazit: Du sollst nicht über die Religion grübeln und tüfteln, damit du nicht deines Glaubens Kraft verlierst. Sondern du sollst deines Glaubens leben und, was gerade ist, nicht krumm machen.

[Dieser Beitrag ist auch als Rundfunkandacht in der Reihe "Feels Like Heaven" bei Rockland Radio gelaufen. Anhören! (mp3-Datei)]

Donnerstag, 11. März 2010

Warum die Kirche für islamischen Religionsunterricht eintritt

Es gab einmal eine Zeit, als die Forderung, alle sollen Religionsunterricht erhalten, eine revolutionäre war. Denn sie war mit enthalten in der Forderung: Allgemeinbildung für alle, Jungen wie Mädchen von klein auf. Erhoben haben diese Forderung Martin Luther und Philipp Melanchthon in Wittenberg schon vor fast 500 Jahren. Denn jeder und jede sollte sich selbst über die Inhalte des Glaubens informieren und ein Urteil bilden können.

Heute nun setzen sich evangelische wie katholische Kirche für die Einführung eines islamischen Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen ein. Das hätte Luther und Melanchthon wohl doch – gelinde gesagt – verwundert. Überhaupt: Dass über vier Millionen Muslime in Deutschland leben, wäre für die beiden vermutlich ein Anzeichen des nahenden Gottesgerichts gewesen. Fürchteten Sie sich doch vor der "Türkengefahr". Denn 1529 griffen die Türken Wien an und standen damit an den Grenzen des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation.

Dass sich ausgerechnet die christlichen Kirchen für das Schulfach Islamische Religion einsetzen, verstehen viele auch heute nicht. Aber: der Religionsunterricht ist kein Vorrecht der Kirchen, sondern ein individuelles Grundrecht. Jeder und jede hat das Recht auf Bildung auch in Fragen der Religion. Aus diesem Grund fordern die Kirchen das Recht auf Religionsunterricht auch für muslimische Schülerinnen und Schüler. Auch diese sollen sich in der Schule mit ihrem Glauben auseinandersetzen können – in deutscher Sprache und mit dazu eigens an den Universitäten ausgebildeten muslimischen Theologen.

Mit dem Religionsunterricht an staatlichen Schulen und der Theologie an den Universitäten ist die Hoffnung auf einen "aufgeklärten Islam" verbunden. Aufgeklärt glauben, heißt auch zweifeln und über das eigene Bekenntnis frei und ohne Angst diskutieren zu können.

Die evangelische Kirche tritt ein für das Menschenrecht auf Religionsfreiheit – und für das Bündnis von Glaube und Bildung. Auf Grund dessen kann sie gar nicht anders, aktiv und öffentlich Islamischen Religionsunterricht an unseren Schulen zu fordern.

[Dieser Beitrag ist auch als Rundfunkandacht in der Reihe "Innehalten" bei SR2 und SR3 gelaufen.
Anhören! (mp3-Datei)]

Mittwoch, 10. März 2010

Melanchthon und die Ökumene

Philipp MelanchthonImage via Wikipedia
Wozu sind Menschen da? "Wir sind zum wechselseitigen Gespräch geboren." Dieses philosophisch klingende Wort stammt von Philipp Melanchthon. Er war neben Martin Luther der zweite bedeutende Reformator aus Wittenberg. Die evangelische Kirche begeht dieses Jahr seinen 450. Todestag. Dass wir miteinander reden sollen und müssen – das hat Melanchthon nicht philosophisch-abstrakt gemeint. Es war als Alternative gemeint zu dem, was Einzelnen wie ganzen Völkern manchmal so nahe liegt: Aufeinander loszuschlagen.

Stattdessen miteinander zu reden und sich zu verständigen - das riet Philipp Melanchthon im 16. Jahrhundert eindringlich den Kirchen: der katholischen und den sich formierenden Kirchen der Reformation. Melanchthon betätigte sich selbst unermüdlich als Brückenbauer. Er setzte sich für ökumenische Verständigung ein. Deshalb würdigte ihn der verstorbene Freiburger Erzbischof Oskar Saier als den "wohl größten Ökumeniker seiner Zeit".

Einen Versuch, sich zu einigen, unternahmen die verfeindeten kirchlichen Lager auf dem Augsburger Reichstag von 1530. Dort vertrat Melanchthon die protestantische Sache. Er legte dazu das Augsburger Bekenntnis vor. Ein Vermittlungsversuch, indem er sich auf das Wesentliche konzentrierte. Seiner Ansicht nach war die Kirche dann bei ihrer Sache, wenn sie sich an folgenden Grundsatz hielt: "Die eine, heilige, katholische Kirche ist da, wo Menschen sich im Glauben versammeln; bei denen das Evangelium rein gepredigt und die Sakramente der Einsetzung Jesu gemäß gefeiert werden. Das genügt zur wahren Einheit der christlichen Kirche."

Gottes grenzenlose Güte soll die Kirche verkündigen und sie den danach verlangenden Menschen auch in den Sakramenten, mit Brot und Wein leiblich zugänglich machen. So gewinnt Melanchthon eine ungeheure Weite. Denn die übrigen Gebräuche, Riten und Ordnungen können durchaus verschieden sein. Die Einheit im Kern ist dadurch nicht berührt.

Das war damals eine Sternstunde der Ökumene! Leider wurde die Chance zur Verständigung im Jahr 1530 nicht ergriffen. Und obwohl wir gottlob in diesem Jahr wieder einen gemeinsamen, ökumenischen Kirchentag in München feiern wollen, werden viele noch immer ein gemeinsames Abendmahl schmerzlich vermissen.


[Dieser Beitrag ist auch als Rundfunkandacht in der Reihe "Innehalten" bei SR2 und SR3 gelaufen. 
Anhören! (mp3-Datei)]

Donnerstag, 23. April 2009

Bundesinnenminister Schäuble: Engagierter evangelischer Christ

Heute beginnt in Speyer das lange Festwochenende zum Abschluss der Sanierungsarbeiten an der Gedächtniskirche der Protestation. Zum Auftakt diskutieren auf dem Podium in der Kirche ab 19 Uhr der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad und Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann über verschiedene ökumenisch bedeutsame Themen. Die Veranstaltung steht unter dem Titel "Römisch-katholisch und evangelisch-protestantisch: Gemeinsame oder getrennte Wege des Christlichen?"

Morgen Abend ist Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble in der Gedächtniskirche zu Gast. Er spricht über "Die gesellschaftliche und politische Bedeutung des Protestantismus heute". Das mag manchen überraschen, denn aus der Vorbereitungsarbeit der vergangenen Wochen scheint mir doch vielen nicht bekannt zu sein, dass der Innenminister ein engagierter evangelischer Christ ist und bereits zu vielen entsprechenden Themen öffentlich das Wort ergriffen hat. Das belegt ein Blick auf seine Homepage und die Reden, die dort im Volltext herunterzuladen sind.

Eine Auswahl zu den Themen Religion, Glaube und Kirche habe ich nachfolgend zusammengestellt. Sobald der morgige Vortrag ebenfalls erhältlich ist, werde ich auch diesen in die Liste aufnehmen (Update 5.6.09: ist hiermit geschehen!).
[Update 24.4.: Die Links zu den pdf-Dateien waren fehlerhaft und wurden korrigiert.]
[Update 5.6.: Link zum Protestantismus-Vortrag in Speyer am 24.4.09 eingefügt]

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Freitag, 26. September 2008

Heimvorteil / Moschee, nein Danke



Das klingt interessant, finde ich - mal sehen, ob ich am Montagabend daran denke:
Heimvorteil / Moschee, nein Danke
ein Film von Jan Gabriel

29. September 2008, 23.15 Uhr, SWR

“Heimvorteil” erzählt die Geschichte eines seit 20 Jahren andauernden Moscheebaukonflikts in der baden-württembergischen Kleinstadt Wertheim.

Ömer Akbulut lebt seit über 30 Jahren in Wertheim und engagiert sich als Sprecher der islamischen Gemeinde für den Bau einer Moschee mit Minarett und Kuppel. “Wenn ich eine Moschee bauen darf, sehe ich mich als akzeptiert und dann ist das hier meine Heimat.”

Der mittelständische Firmeneigentümer Willi Schwend sieht das anders: “Dies ist unsere Heimat und die werden wir verteidigen und versuchen zu bewahren.” Er gründete eine Bürgerinitiative, die über die kleinstädtische Grenze hinaus mittlerweile deutschlandweit gegen die “Islamisierung” und den Neubau von Moscheen kämpft.

Regisseur Jan Gabriel begeleitet den Moscheebaukonflikt über zwei Jahre und macht in seine 60-minütigen Dokumentarfilm sichtbar, wie Herr Schwend seinen “Heimvorteil” in Wertheim nutzt und wie die Muslime mit dieser Ablehnung umgehen müssen.
http://www.moscheeneindanke.de
http://www.heimvorteil-film.de