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Montag, 21. März 2022

Der Brüchigkeit der Zeit etwas entgegenhalten

Am Sonntag, dem 20. März 2022, haben wir in der Prot. Kirche Altrip unseren vom 6. März verschobenen "MITTENDRIN"-Gottesdienst gefeiert. Im Mittelpunkt stand der 31. Psalm und besonders der 16. Vers "Meine Zeit steht in deinen Händen" (Luther) bzw. "In deiner Hand ruht meine Zeit" (BigS). Thematisch angeregt war der Gottesdienst durch ein Materialheft des Deutschen Evangelischen Kirchentags. Wir haben im Team im Zuge der Aneignung des Materials natürlich auch auf die Situation in der Ukraine Bezug genommen. Hier dokumentiere ich meine Kurzpredigt.

Meine Zeit steht in deinen Händen
haben wir zu Beginn gesungen
Eine Zeile, entnommen einem größeren Zusammenhang
Zwei Pole: ein Sprecher - ein Gegenüber:
Meine Zeit - in deinen Händen
Entnommen, wir haben es schon gehört, dem 31. Psalm.
Einem Gebet also, oder einem Gebetslied, gerichtet an Gott.

Was heißt das dann: steht in deinen Händen?
Wenn das zu Gott gesagt wird?
Gegenwärtig erleben wir auf erschreckende Weise Anderes:
Wie Menschenzeit in Menschenhänden liegt
In den Händen der Mächtigen, die kommandieren,
zu kämpfen befehlen, auf Leben und Tod.
Wie sehr sprechen da auch andere Zeilen des Psalms in unsere Zeit hinein:

Dem Gefühl der Angst und Ohnmacht entgegenwirken

In diesen Tagen bringen ehrenamtliche Austrägerinnen und Austräger die Frühjahrsusgabe des Gemeindebriefs "Kirchenfenster" zu unseren Gemeindegliedern nach Hause. Hier dokumentiere ich mein Editorial (wie auch schon auf der Homepage der Altriper Kirchengemeinde).

Vieles ist passiert seit der Herbst/Winter-Ausgabe unseres Kirchenfensters. Vieles, wovon die meisten von uns nicht im Traum gedacht hätten, dass es überhaupt jemals wieder passieren könnte. Fast erscheint die Coronapandemie im Rückblick nun wie eine Vorübung in Krisenmanagement, als ein Sich-Einstimmen auf noch Größeres - den weltpolitischen Konflikt und die inneren und gesellschaftlichen Konflikte, die er mit sich bringt.

Ich schreibe diese Zeilen am Sonntag Reminiszere, dem 13. März 2022, und weiß nicht, was in der Zwischenzeit in der Ukraine und hier bei uns geschehen sein wird, bis Sie diese Ausgabe in Händen halten. Im Mittelpunkt des Gottesdienstes heute, noch am Anfang der Passionszeit, stand die Szene im Garten Getsemane: Jesus, wie      er sich, von Todesangst übermannt, dreimal zurückzieht, um zu beten. Dreimal tritt er in das gedankliche Ringen mit sich und seinem erwarteten Geschick ein, dreimal fleht er zu Gott: „Wenn es möglich ist, lass diesen Kelch an mir vorübergehen!“ Und dreimal muss er es laut betend aussprechen, um es für sich annehmen zu können: „Wenn es aber nicht möglich ist, soll geschehen, was du willst!“

Montag, 14. September 2020

Neben Zachäus auf dem Ast - Bis nach Moria schauen

 Predigt im Gottesdienst am 14. Sonntag nach Trinitatis, 13.09.2020, in der Prot. Kirche Altrip

Predigttext: Lk 19, 1-10

Und er ging nach Jericho hinein und zog hindurch. 2 Und siehe, da war ein Mann mit Namen Zachäus, der war ein Oberer der Zöllner und war reich. 3 Und er begehrte, Jesus zu sehen, wer er wäre, und konnte es nicht wegen der Menge; denn er war klein von Gestalt. 4 Und er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerbaum, um ihn zu sehen; denn dort sollte er durchkommen. 5 Und als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren. 6 Und er stieg eilend herunter und nahm ihn auf mit Freuden.
7 Als sie das sahen, murrten sie alle und sprachen: Bei einem Sünder ist er eingekehrt. 8 Zachäus aber trat vor den Herrn und sprach: Siehe, Herr, die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück. 9 Jesus aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, denn auch er ist Abrahams Sohn. 10 Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.

Predigt[1]

Liebe Gemeinde!

Das ist jetzt schon ein bisschen paradox:

Ich klettere auf die Kanzel, um besser gesehen und gehört zu werden, wenn ich rede – rede von einem, der auf einen Baum geklettert ist, um besser sehen und hören zu können: denjenigen, der da in die Stadt kommt, von dem alle reden, und der zu den Menschen redet wie sonst noch keiner.

Aber so sind wir es gewöhnt:

Wer etwas zu sagen hat, der steigt hinauf – auf eine Kanzel, eine Bühne; der tritt nach vorne – an ein Redepult; der sitzt vorne, am Kopfende.

Bei Jesus ist das oft anders. Gut, zur Bergpredigt ist er auch ein bisschen höher hinaufgestiegen, um zu den vielen sprechen zu können. Und ein anderes Mal heißt es, er sei in ein Boot gestiegen und ein kleines Stück hinausgefahren, um von dort zu den Menschen am Ufer zu sprechen.

Aber meistens, so kommt es mir vor, ist er doch mitten unter den Menschen, umringt von ihnen, sobald er irgendwo hinkommt. Denkt an die Geschichte mit dem Gelähmten, den seine Freunde durchs Dach herablassen zu Jesus, weil das Häuschen so voller Leute ist, dass sie nicht mehr durch die Tür kamen.

Und hier kommt Jesus nach Jericho, und gleich umgibt ihn eine Menge, so dass jemand von kleinerer Gestalt wie Zachäus keine Chance hat, auch nur einen Blick auf ihn zu erhaschen.

Montag, 9. März 2020

Ich seh dich - Du und ich ein Selfie Gottes

Kurzpredigt im MITTENDRIN-Gottesdienst am 8.3.2020 in der Prot. Kirche Altrip

Ich seh' dich.
Wer sagt das zu wem?
Ein Mensch zum anderen Menschen.
Ein Mensch zu Gott.
Gott zum Menschen.
Ich seh dich.

Du siehst mich.
Das war vor drei Jahren die Losung für den Ökumenischen Kirchentag.
Und auch das hatte zumindest diese Zweiseitigkeit.
Du, Mensch, siehst mich.
Du, Gott, siehst mich.

Du bist ein Gott, der mich sieht, ansieht.
Hagar sagt diesen Satz, eine Frau im Alten Testament.
Sie ist die Magd von Abram und seiner Frau Sarai.
Und Sarai würdigt sie herab.
Demütigt sie.
Sie hat kein Ansehen.
Und sie flieht in die Wüste, schwanger, mittellos, unbeachtet.
Und dort erfährt sie Gottes Nähe.
Er sieht sie und spricht zu ihr.
Verspricht ihr eine Zukunft: dass der Sohn, den sie in sich trägt, sich behaupten wird.
Dass ihre Nachkommen so zahlreich werden, dass sie unzählbar sind.
Hagar staunt: Du bist ein Gott, der mich ansieht.
Und das Ansehen richtet sie auf, gibt ihr neuen Mut.
Sie kann zurückkehren, sich der unzumutbaren Situation stellen.
Denn Ansehen ist Lebensnahrung.
Angesehenwerden ist Grundnahrungsmittel für die Seele.
Wer übersehen wird,
an wem immmer vorbeigesehen wird,
der verdorrt, verhungert innerlich.

Sonntag, 30. September 2018

Von meinen Früchten könnt ihr leben - Zum Erntedankfest 2018


Sieh den Apfel, rotbackig und glänzend.
Hervorgebracht von Gottes Schöpfung.
Gott hat ihn gemacht für dich.
„Von meinen Früchten könnt ihr leben“, sagt er zu dir und mir und allen hier.
Denn Gott meint es gut mit dir und mir und allen hier.
Deshalb bist du hier, sagst ihm Danke am Erntedank.

Montag, 13. Oktober 2014

Ein Band des Friedens

Predigt am 12. Oktober 2014 (17. Sonntag nach Trinitatis) im Männergottesdienst zum Thema "Vielfalt der Lebensformen - Ertragt einander in Liebe" in der Protestantischen Kirche Altrip

So ermahne ich euch nun, ich, der Gefangene in dem Herrn, dass ihr der Berufung würdig lebt, mit der ihr berufen seid, in aller Demut und Sanftmut, in Geduld. Ertragt einer den andern in Liebe und seid darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens: "ein" Leib und "ein" Geist, wie ihr auch berufen seid zu "einer" Hoffnung eurer Berufung; "ein" Herr, "ein" Glaube, "eine" Taufe; "ein" Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen. (Eph 4, 1-6)

Liebe Gemeinde,
knallig bunt, elastisch, selbstgemacht:
ein Loom-Armband.
Der neueste Trend – nicht nur bei Kindern.
Und nicht nur bei Mädchen; auch mein Sohn hat schon fleißig solche Bänder geknüpft.
Manche tragen zehn, zwanzig davon um die Arme oder den Hals.
Sie bestehen aus lauter einzelnen kleinen Gummiringen.
Es ist nicht nötig, irgendwelche Kettenglieder auf- und wieder zuzubiegen.
Es ist nicht nötig, irgendetwas zu kleben.
Es ist nicht nötig, irgendetwas mit Hitze zu verflüssigen, um es miteinander zu verbinden und dann wieder fest werden zu lassen.
Die einzelnen Ringe bleiben einzelne Ringe,
in ganz verschiedenen, beliebigen Farben,
und sind doch miteinander verbunden.
Sie sind einfach geschickt miteinander verhakt
und bilden so eine Einheit: das Band.

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Jung und arm gleich faul und dumm?

Gerade habe ich die Lektüre einiger F.A.Z.-Kommentare aus den letzten Tagen nachgeholt, darunter derjenige von Kerstin Schwenn am 15. Oktober unter dem Titel "Armes reiches Land". Verlinken kann ich ihn leider nicht, denn die F.A.Z. hat ihn nicht frei verfügbar online gestellt (wie ich überhaupt das Gefühl habe, dass seit dem F.A.Z.-Relaunch deutlich weniger Artikel aus den aktuellen Printausgaben kostenlos im Netz zu finden sind).

Die Autorin fasst zunächst die Ergebnisse des jüngsten Sozialberichts zusammen. Mehrfach resümiert sie, dass die Ergebnisse nicht neu seien oder nicht überraschten. Dazu gehören Feststellungen wie:

- "Einmal arm, immer arm."
- "Wer (aus-)gebildet ist, hat mehr Chancen, wird seltener arm, lebt gesünder und länger"
- "Noch immer ist Bildungserfolg in Deutschland stark von der Herkunft abhängig"
- "Kinder machen arm (...) Alleinerziehende stellen auch den Kern der Gruppe der Hartz-IV-Empfänger"
- "Eine Hürde für den sozialen Aufstieg ist die Schule."
Woher sie das Urteil nimmt, in vielen Familien sei "die traditionelle Haltung 'Mein Kind soll es einmal besser haben als ich' einem resignierten Achselzucken gewichen", wird nicht klar.

Dann aber schreibt sie: "Auch heute kann jeder, der Bildungs- und Aufstiegswillen besitzt, mit Hilfe des Staates unsichtbare Decken durchstoßen. Aber in einer weitgehend gesättigten Gesellschaft wird die soziale Sicherung gegen Verarmung manchmal als Hängematten-Angebot missverstanden, gerade von Jüngeren, die noch nicht überblicken, dass ein Leben als Hartz-IV-Empfänger auf Dauer alles andere als befriedigend ist."

Wer jung und arm ist, ist also eigentlich faul und dumm - verstehe ich die Aussage der Kommentatorin so richtig? Dann sage ich: Das zu behaupten, ist auch nicht gerade neu. Aber im Gegensatz zu den empirisch belegten Ergebnissen des Sozialberichts ist das vor allem Propaganda.

Donnerstag, 1. Januar 2009

Nichts ist unmöglich 2009

Gelangweiltes KamelIn regelmäßigen Abständen weisen die Kirchen darauf hin, welchen Wert die Regelmäßigkeit besitzt. Vor allem dann, wenn der Advent wieder einmal in den Spätsommer vorgezogen zu werden droht. Alles hat seine Zeit, und das Einhalten von Rhythmen stiftet Sinn – für den Einzelnen wie auch für die Gemeinschaft.

Das Kirchenjahr ist rhythmisiert nicht nur durch die großen Festdaten wie Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Erntedank, sondern auch durch Bibelworte. Schon vor einem halben Jahrhundert sind die Wochensprüche mit Bezug zum jeweiligen Sonntag in die kirchlichen Agenden eingegangen.

Nicht nur das Kirchenjahr gibt einen Rhythmus vor, sondern auch das säkulare Kalenderjahr und die Jahreszeiten. Christlicher Glaube kann deshalb nicht eingekapselt bleiben in den kirchenjahreszeitlichen Ablauf. Er betrifft das ganze Leben und will auch dafür den Rhythmus vorgeben. Selbst alltägliche Verrichtungen sollen unter dem Vorzeichen des Wortes Gottes stehen.

Und so gibt es neben den jedes Jahr gleichen Wochensprüchen eben auch die jährlich wechselnden Tageslosungen, die Monatssprüche und die Jahreslosung. Die Jahreslosung für 2009 stammt aus dem Lukasevangelium. Jesus spricht: “Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.” (Lukas 18,27)

Das klingt ein bisschen wie aus der Autowerbung: „Nichts ist unmöööglich.“ Und man denkt dabei zuerst an irgendwelche Wunder, Wasser in Wein verwandeln, über den See laufen, chronisch und Tod-kranke plötzlich heilen.

Aber das Zitat ist aus dem Zusammenhang gerissen. Kurz vorher sagt Jesus: „Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher ins Reich Gottes kommt.“ Und die Jünger sind entsetzt: Wer kann dann ins Reich Gottes kommen? Denn irgendwie, im Großen oder im Kleinen, ob Manager, Vorstandschef oder kleiner Sparer, sind wir doch alle darauf bedacht zu wahren, was uns gehört, sind wir nicht wirklich bereit, alles aufzugeben und Jesus nachzufolgen.

Unmöglich also, zu einem besseren, solidarischen Miteinander zu gelangen?
Unmöglich, uns nicht mehr zu sorgen?
Unmöglich, ins Reich Gottes zu kommen?

Jesus sagt: „Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.“ Damit schafft er die Grundlage, dass wir überhaupt leben können. Gott sei Dank!

[Gedanken aus diesem Text sind eingegangen in eine Rundfunkandacht am 1. Januar sowie eine am 2. Januar 2009, des Weiteren in den Leitartikel des Evangelischen Kirchenboten Nr. 1/2009, S.1]

Sonntag, 30. November 2008

Es ist genug für alle da! - 50 Jahre "Brot für die Welt"

„Es ist genug für alle da“, sagt die Mutter beim Kindergeburtstag, wenn das Chaos ausbricht, weil endlich die Spaghetti auf den Tisch kommen und sich alle gleichzeitig bedienen wollen.

„Es ist genug für alle da“, denkt sich erleichtert der Pauschalurlauber beim Anblick des gigantischen Buffets im 5-Sterne-Hotel, all you can eat, all inclusive.

„Es ist genug für alle da“ – behauptet die evangelische Hilfsaktion „Brot für die Welt“. Heute wird sie wieder eröffnet – zum 50. Mal. Und das Motto der Jubiläumsaktion? Es lautet „Es ist genug für alle da“.

Genug für alle auf der Welt. Genug an Brot, genug an Arbeit, genug an Bildung, genug an Gesundheitsvorsorge. Das klingt – auf die ganze Welt bezogen – provokant, zumindest aber trotzig. Es ist eine Kampfansage gegen alle, die behaupten: „Na ja, es reicht halt nicht für alle. Kann man nichts machen. Wer in einer armen Region der Erde geboren ist und lebt, hat eben Pech gehabt.“

Nein. Es ist genug für alle da. Es ist nur nicht gerecht verteilt zwischen Nord und Süd, zwischen West und Ost, zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern.

„Brot für die Welt“ kämpft seit 50 Jahren für ein Stück mehr Verteilungsgerechtigkeit. Heute noch hungern über 930 Millionen Menschen, eine unvorstellbare Zahl. Und trotzdem: Es ist genug für alle da. Es muss nur dorthin kommen, wo es gebraucht wird.

Dienstag, 16. September 2008

Alle gegen Kinderarmut - aber weiß die eine Hand, was die andere tut?

Bei mir trudelt derzeit eine Meldung über Initiativen gegen Kinderarmut nach der anderen ein. Den Eindruck konzertierten Vorgehens macht das nicht, aber immerhin, es geschieht etwas. Was, das möchte ich in diesem Beitrag zusammenfassen:

1. In der pfälzischen Landeskirche wurde am vergangenen Sonntag in Ludwigshafen eine Kampagne gegen Kinderarmut eröffnet. Aus der Pressemitteilung vom 14.9.2008:
Mit einem Familiengottesdienst eröffnete das Diakonische Werk Pfalz heute in der Matthäuskirche in Ludwigshafen seine traditionelle Herbstopferwoche und startete zugleich seine Kampagne gegen Kinderarmut. Unter dem Motto "Absprung! Raus aus der Kinderarmut" rief das Diakonische Werk Pfalz dazu auf, die Situation armer Kinder in Rheinland-Pfalz in den Blick zu nehmen, auf aktuelle Herausforderungen zu reagieren und tragfähige Konzepte zur Armutsprävention zu entwickeln. (...)

In seiner Eröffnungsansprache wies Landespfarrer für Diakonie Gordon Emrich darauf hin, dass in Deutschland jedes fünfte bis sechste Kind unterhalb der Armutsgrenze lebe, in Ludwigshafen sogar jedes vierte Kind in Armut aufwachse. (...) Aufgrund der komplexen Problematik führten eindimensionale Lösungen einzelner Akteure nicht weiter. Eine breite Vernetzung von Verantwortlichen in Kirche, Politik und Gesellschaft zum Wohle der Kinder und ihrer Familien sei anzustreben. Er wünsche sich, dass neben dem Kirchenbezirk Ludwigshafen und der Ökumenischen Fördergemeinschaft Ludwigshafen viele Menschen die Kampagne unterstützen. Ganz besonders freue er sich, dass der prominente Weltschiedsrichter Dr. Markus Merk sich als Botschafter für die Kampagne engagiere.
Was geschieht konkret bei dieser Kampagne, außer dass der Erlös dieser Herbstsammlung sowie der künftigen Sammlungen für Projekte der Kinder- und Jugendarbeit von Diakonie, Kirchenbezirken und Kirchengemeinden in der Pfalz und Saarpfalz bestimmt ist? Wie wird das Anliegen der Kampagne in die Kirchengemeinden hineingetragen? Darauf antwortete mir Landesdiakoniepfarrer Gordon Emrich im Interview für die RPR1-Nachrichten:
"Es gibt einen Flyer, den die Kirchengemeinden zugestellt bekommen, mit den wichtigsten Informationen über Armut und ihre Auswirkungen auf Kinder. Es gibt daneben eine Arbeitshilfe für die Kirchengemeinden, für Konfirmanden- und Schulunterricht sowie Gottesdienstgestaltung, und es gibt darüber hinaus noch Informationen, die wir zur Verfügung stellen, wenn Kirchengemeinden mit ihren Gruppen sich mit dem Thema Kinderarmut auseinandersetzen wollen."
Die Arbeitshilfe steht auf der Homepage der pfälzischen Landeskirche als pdf-Datei zum Herunterladen bereit.

2. In Hannover findet/fand heute ein unter anderem von der Nationalen Armutskonferenz veranstalteter Fachtag zum Dritten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung statt. Aus der Pressemitteilung vom 16.9.2008:
Ein Sofortprogramm gegen Kinderarmut hat heute der Sprecher der Nationalen Armutskonferenz (NAK) und Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks in Hessen und Nassau, Pfarrer Dr. Wolfgang Gern, gefordert (...): „Die Politik ist sich einig: Bereits morgen könnten Lernmittelfreiheit, ein kostengünstiges Mittagessen in der Ganztagsbetreuung oder der Ganztagsschule und kostenloser Schülertransport mindestens für arme Kinder überall zum Rechtsanspruch werden. Bund, Länder und Kommunen müssen endlich klären, wer auf welcher Ebene die Verantwortung dafür trägt. Die Erhöhung der staatlichen Unterstützung von Kindern darf nicht im Zuständigkeitsstreit zwischen den unterschiedlichen Finanziers aufgeweicht oder gar verhindert werden.“

Gern sagte, dass gute Vorschläge zu lange in der Schublade lägen: Das „Schulmittelbedarfspaket“ für Hartz IV-Kinder sei schon im letzten November vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales ins Gespräch gebracht worden. Doch zum aktuellen Schuljahresbeginn gebe es noch nicht einmal einen Gesetzentwurf. Er forderte eine 20-prozentige Erhöhung des Kinderregelsatzes. Die anstehende Erhöhung des Kindergeldes müsse auch bei den über zwei Millionen Kindern und Jugendlichen im Hartz IV-Bezug wirksam werden.

Der NAK-Sprecher sprach weiter den Zusammenhang von Kinderarmut und Bildungsmisere an. Dass Kinder in armen Familien aufwachsen, sei dramatisch. Dass sich diese Verhältnisse verfestigten, sei noch dramatischer. „Die Abwärtsspirale setzt dann ein, wenn Familien in einer Welt aus Unsicherheit und Armut gefangen sind. Denn wenn aus Kindern armer Eltern arme Eltern werden, dann werden soziale Lebenschancen vererbt“, sagte Gern.
3. Auch die Diakonie in der rheinischen Landeskirche befasst sich mit dem Thema. Für kommenden Freitag hat der Öffentlichkeitsreferent des Evangelischen Kirchenkreises Trier zum Pressegespräch eingeladen. Anlass ist die jährliche Geschäftsführungskonferenz der Diakonischen Werke in der Evangelischen Kirche im Rheinland, die vom 18.-19.9.08 in Trier stattfindet. Und die diesmal zum Schwerpunktthema hat - na, was wohl? Richtig: "Armut - Kinderarmut".

4. Und noch einmal Pfalz: Das Forum "Kind und Kirche" der pfälzischen Landeskirche veranstaltet am 1. Oktober in Kaiserslautern einen Studientag (genauer: Studienabend) zum Thema. Im Zentrum der Veranstaltung unter dem Titel "Armut wahrnehmen - Teilhabe ermöglichen" stehen vor allem ein Vortrag der Frankfurter Politikwissenschaftlerin und Sozialarbeiterin Gerda Holz sowie die Präsentation bereits bestehender Projekte in Kirchengemeinden.

An dieser Stelle sei der Hinweis gestattet, dass bereits im Deutschen Pfarrerblatt 6/2008 ein grundlegender und äußerst lesenswerter Aufsatz von Gerda Holz unter dem Titel "Armut bei Kindern - eine deutsche Wirklichkeit. Handlungsansätze einer kindbezogenen Armutsprävention" erschienen ist, der auch im Internet verfügbar ist.

Freitag, 30. Mai 2008

Myanmar/Birma: Hilfe kommt an!

Der österreichische Amtsbruder Hans Spiegl (Bischofshofen) macht in seinem Podcast vom 29.5. darauf aufmerksam, dass die Diakonie Katastrophenhilfe weltweit mit Partnerorganisationen vor Ort zusammenarbeitet. Auf diese Weise ist gewährleistet, dass Hilfe schnell und zuverlässig geleistet werden kann. Für Myanmar im Speziellen bedeutet das: Die Helferinnen und Helfer müssen nicht erst die Erlaubnis erhalten, ins Land gelassen zu werden - denn sie sind bereits dort.

Ich kann mir durchaus vorstellen (ohne das nun definitiv nachrecherchiert zu haben), dass das Spendenergebnis derzeit hinter den aufgrund vergangener Sammlungen bei ähnlichen Katastrophenfällen bestehenden Erwartungen zurückbleibt - eben weil in den Medien nur zu hören ist: Die Hilfe kommt nicht an; das Regime lässt die Helferinnen und Helfer nicht ins Land.

Deshalb an dieser Stelle erstens die Empfehlung, den - aus gutem Grund emotional geladenen - Podcast von Hans Spiegl zu hören, der sich außerdem noch über den ebenfalls bedeutenden Aspekt der "Hilfe zur Selbsthilfe" äußert, und sich zweitens auf der Homepage der Diakonie Katastrophenhilfe bzw. deren Weblog selbst zu informieren. Informationen zu Spendenkonten bzw. die Möglichkeit zur Online-Spende finden sich dort natürlich ebenfalls.

Donnerstag, 15. Mai 2008

Evangelische Hilfe weltweit: Ein Newsfeed für alle

Mehr und mehr bemerke ich, wie altbacken und unzeitgemäß ich mittlerweile E-Mail-Newsletter finde. Die meisten landen bei mir über einen Filter in einem Unterordner "Newsletter", wo sie dann ungelesen vor sich hingammeln, bis ihr Inhalt nicht mehr aktuell ist. Da außerdem die verschiedenen Newsletter (oder auch Pressemitteilungen) zu verschiedenen Tagen und Tageszeiten eintrudeln, ist es auch nur schwer möglich, eine sinnvolle "daily/weekly routine" zu entwickeln, um sie zu lesen und zu bearbeiten. Kurz: RSS-Feeds, die ich regelmäßig und gezielt mit dem Google Reader durchgehen kann, sind mir inzwischen tausendmal lieber.

Aktuell waren mir die Pressemitteilungen von "Brot für die Welt" ein kleiner Dorn im Auge meiner E-Mail-Inbox. "Da muss es doch mittlerweile einen Newsfeed geben", dachte ich mir - also auf zu www.brot-fuer-die-welt.de. Doch weit gefehlt: Kein Feedbutton weit und breit, und auch eine Suche nach "RSS" war unergiebig. "Feed" brachte immerhin drei Hinweise auf den Film "We feed the world", der sicherlich eine gute und sinnvolle Sache ist, aber eben nicht das, wonach ich suchte.

Wie es wohl mit anderen evangelischen Werken und Diensten in den Bereichen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe aussähe? Tote Hose hinsichtlich Newsfeeds auch auf der Internetpräsenz des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED). Auch wenn immerhin die Diakonie Katastrophenhilfe mit gleich zwei Feeds aufwarten kann, wurde mir doch klar: Selbst ist der Mann. Schließlich gibt es mittlerweile einige Dienste, die das Erstellen von Feeds für Websites anbieten, die diese nicht von sich aus mitbringen. Von mir aufgrund hoher Einsteiger- und Bedienerfreundlichkeit bevorzugt waren bislang FeedYes und Ponyfish. An den Seiten des EED und von Brot für die Welt versagten jedoch beide - weil diese Seiten nämlich ihre Schlagzeilen nicht mit Links hinterlegen, was es für FeedYes und Ponyfish unmöglich macht, sinnvolle Ergebnisse zu liefern. Eine kleine Google-Suche brachte mich zu feed43.com, ein Dienst, der ein klein wenig mehr Einarbeitungszeit benötigt, für Leute mit rudimentären HTML-Kenntnissen aber auch kein Problem darstellt. Feed43 ermöglicht es, im Code einer Webseite exakt Start- und Endpunkte von Nachrichten-Einträgen zu definieren. Daraus bastelt Feed43 dann einen schönen - wer hätte es gedacht? - Feed.

Mit Xfruits (klasse Service übrigens!) habe ich dann die selbst erstellten Feeds von Brot für die Welt und Evangelischem Entwicklungsdienst sowie die bereits vorhandenen der Diakonie Katastrophenhilfe zu einem einzigen zusammengeführt. Über Feedburner bekam das Ganze schließlich noch eine halbwegs vernünftige (sprich: merkbare) Adresse.

Der langen Rede kurzer Sinn:
Im Feed "Evangelische Hilfe weltweit" sind nun die aktuellen Meldungen der genannten evangelischen Einrichtungen zusammengeführt:
http://feeds.feedburner.com/evhilfeweltweit