Sonntag, 30. September 2018
Von meinen Früchten könnt ihr leben - Zum Erntedankfest 2018
Sieh den Apfel, rotbackig und glänzend.
Hervorgebracht von Gottes Schöpfung.
Gott hat ihn gemacht für dich.
„Von meinen Früchten könnt ihr leben“, sagt er zu dir und mir und allen hier.
Denn Gott meint es gut mit dir und mir und allen hier.
Deshalb bist du hier, sagst ihm Danke am Erntedank.
Sieh so manchen Apfel in diesem überheißen Sommer 2018:
am Zweig vertrocknet bei dir zu Hause im Garten.
Selbst daraus machten Obstbauern noch Gutes;
die Profis wissen die Sonne zu nutzen, für Früchte mit viel Zucker.
Aber sieh die Getreidebauern in der Mitte und im Norden und im Osten:
wo ihnen die Ernte kaputt ging, so dass sie fürchten mussten,
vom Ergebnis ihrer Arbeit nicht mehr leben zu können.
In unserer Region war's noch o.k.,
aber zu heiß war's uns trotzdem schon.
„Von meinen Früchten könnt ihr leben“, sagt Gott,
aber der Mensch, den er auch gemacht hat,
der hat es fertig gebracht, es immer schwieriger zu machen,
dass Gottes Früchte tatsächlich für alle reichen.
Sieh den Apfel, den dir Gott in deine Hand legt.
„Bebauen und bewahren sollst du“, sagt er,
„nicht ausbeuten und erschöpfen“.
Und dein Blick fällt
auf den Altar hier
Rot und lila, orange und gelb
Und Grün natürlich
Gottes Lieblingsfarbe
Äpfel und Zwiebeln und Möhren
und Kohl und Kürbis und Kartoffeln
Feigen und Radieschen und Hopfen und Paprika.
Und auf dem Altar das Brot.
Schönheit, ausgebreitet hier in der Kirche,
und auch die Mühe und die Arbeit.
Man kann sich gar nicht satt sehen daran
an der Schönheit des Lebens
die doch auch so viel Mühe und Arbeit ist
Schauen und schauen;
Schönheit und Mühe und Arbeit sehen,
bis wenigstens schon einmal die Augen satt sind.
Gleich wartet das Essen
das festliche Erntedankbuffet.
Kommt da der Dank nicht leicht?
Er kommt aus dem Staunen.
So schön ist alles gemacht, so gut.
Und die Mühe und die Arbeit, auch sie werden leicht.
Die Dankbarkeit ist eine Hand, die Grünes und Blumen auslegt zu einem Band.
Sie arrangiert die Schönheit des Lebens und gibt ihr eine Form.
Wir danken Gott für den Apfel
und für alle die anderen Früchte, von denen wir leben können.
Wir danken Gott und wissen zugleich: Seine Früchte an alle gerecht zu verteilen, ist uns noch nicht gelungen.
Wir danken Gott und klagen zugleich, dass Menschen nicht genug zum Leben haben.
Wir danken Gott und bitten zugleich, uns endlich weise zu machen im Umgang mit den Schöpfungsgütern.
„Von meinen Früchten könnt ihr leben“
Wir danken Gott und üben, dankbar zu sein für alles, was er uns schenkt
wie den Apfel,
wie das tägliche Brot:
die Luft zum Atmen und die Menschen um uns herum
die Musik und die Freude und die Liebe
Kinder und Hoffnung und Zukunft
Für dich und mich, für uns alle gibt’s das, was wir im Leben brauchen und ersehnen:
Wohltuendes, Schönes, Nahrhaftes, etwas für Leib und Seele.
Wir danken Gott und werden so auch immun gegen alle populistische Stimmungsmache.
Denn wer dankbar ist, jagt keine Menschen durch die Straßen.
Wer weiß, was ihm geschenkt ist, muss niemandem unterstellen, ihm etwas wegnehmen zu wollen.
Wer sein Leben Gott verdankt weiß, begegnet allen Menschen als seinen Mitgeschöpfen mit Respekt und Nächstenliebe.
Sieh den Apfel, die Früchte der Schöpfung.
„Von meinen Früchten könnt ihr leben“ und sollen auch Kinder und Kindeskinder noch leben können.
Deshalb lass dich anstecken von der Hoffnung, von der trotzigen Hoffnung.
Lass sie dir Mut machen, etwas zu verändern.
„Wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“.
Sieh den Apfel, rotbackig und glänzend.
Hervorgebracht von Gottes Schöpfung.
Gott hat ihn gemacht für dich.
Denn du bist Gottes Augapfel,
ihm lieb und wert und teuer.
Amen.
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