(aus dem Christvesper-Gottesdienst an Heiligabend um 17.00 Uhr in der Prot. Kirche Altrip)
Vielen Dank
den Krippenspielkindern ...
Ja: Ein bisschen zu spät gekommen waren sie: Die späten Engel.
Aber sie haben erfahren dürfen und es auch uns erfahren lassen: Bei Gott gibt es kein "Zu spät".
Denn er kommt immer wieder in unsere Welt. Alle Jahre wieder. Täglich wieder.
Und deshalb erzählen wir auch diese Geschichte immer wieder neu. Um deutlich zu machen: Das ist nicht nur ein einziges Mal vor langer Zeit passiert und hat mit uns heute nichts mehr zu tun. Sondern Gott kommt zur Welt, damals, heute und auch in Zukunft, und schenkt Mut und Hoffnung, um neu anzufangen.
„Euch ist heute der Retter geboren.
Frohe Weihnachten!“
In diesem Jahr haben manche gefragt, nach alledem, was in der Welt so passiert ist, und nun auch bei uns, in Deutschland: Können wir jetzt wie immer das Fest der Liebe feiern?
Ein „frohes“ Fest? Wie soll jetzt Weihnachten Realität sein?
Und mancher fragt sich das nicht mal so sehr wegen des Blicks in die Welt, sondern auf sein ganz persönliches Leben, in dem auch nicht alles zum Freuen ist.
Das kommt aber nur daher, weil wir irgendwie diese fixe Idee im Kopf haben, an Weihnachten müssten wir, koste es, was es wolle, unbedingt eine Idylle schaffen, für die heile Welt im Kleinen sorgen, in die wir uns flüchten können und alles andere draußen lassen. Und genau das klappt eben manchmal nicht. Eigentlich klappt es ziemlich oft nicht.
Aber deshalb habe ich euch und Ihnen für dieses Weihnachten einen Merksatz mitgebracht,
zum Mit-nach-Hause-Nehmen. Er lautet: "Wir feiern Weihnachten, nicht weil wir in eine kleine heile Welt flüchten wollen, sondern weil Gott in die große kaputte Welt kommt." (A. Wendt)
Wir entzünden doch nicht deshalb Kerzen am Adventskranz, jede Woche eine mehr, weil wir schon immer das Licht sähen, ganz gleich, was uns widerfährt. Sondern weil es oft dunkel ist und wir uns nach Trost sehnen.
Wir stellen doch nicht deshalb geschmückte und erleuchtete Christbäume in unsere Zimmer, weil es in unseren Herzen schon immer warm und hell wäre. Sondern weil wir uns oft verhärten und uns wünschten, wir wären geduldiger und mutiger und hoffnungsfroher.
Wir hängen doch nicht deshalb Sterne in unsere Fenster, weil wir schon immer genau wüssten, wo es lang geht. Sondern weil uns oft die Orientierung fehlt und wir uns nach einem Wegweiser sehnen.
Weihnachten heißt genau das: Gott kommt - dorthin, wo es dunkel ist und hart und richtungslos, lässt uns nicht allein und bringt mit dem Kind in der Krippe Trost und Geduld und Weichheit und Wärme und Hoffnung und Zukunft.
Gleich singen wir "O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit".
Alles fröhlich, alles selig?
Auch in diesem 200 Jahre alten Lied heißt es: "Welt ging verloren! Christ ist geboren."
Also: Wir feiern Weihnachten, nicht weil wir in eine kleine heile Welt flüchten wollen, sondern weil Gott in die große kaputte Welt kommt.
Und deshalb: Freue dich, o Christenheit!
Amen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen