Sonntag, 19. Oktober 2008

ZDF selbst veröffentlichte Heidenreich-Kritik bereits Anfang Mai!

Gerade stoße ich in der ZDF-Mediathek auf ein Interview mit Elke Heidenreich zum fünfjährigen Bestehen der Sendung "Lesen!". Der Beitrag stammt vom 1. Mai 2008, und darin formuliert Frau Heidenreich bereits deutlich ihre Kritik am ZDF in Bezug auf ihre Sendung.
"Ein Flop ist auf jeden Fall die Verlegung des Termins auf den Freitagabend. Die Sendung ist da zu spät, ist schlecht positioniert, freitags haben die Leute was anderes vor. Das hat uns extrem geschadet und nicht gut getan, und ich wünschte, man könnte das rückgängig machen." (aus der Antwort auf Frage 2)

"Außerdem ist es wichtig, dass Sender die Kultur beachten. Sie tun das meiner Meinung nach viel zu wenig. Die Kultur wird immer noch in die Nachtstunden geschoben, wo nur die Intellektuellen sitzen, die's eh wissen. Wir müssten, wenn ich ehrlich bin, mit einer Sendung wie 'Lesen!' 45 Minuten lang sein und deutlich vor 22 Uhr. Das ist nicht der Fall, das schmerzt mich. Die Sendung hat sich nicht überlebt, aber sie kämpft schwer ums Überleben, und wenn wir keine besseren Sendeplätze kriegen, weiß ich nicht, ob sie überlebt." (aus der Antwort auf Frage 5)

Was meiner Meinung nach zweierlei bedeutet:

Erstens hat sich Elke Heidenreich in ihren FAZ-Kritiken vom 12. ("Reich-Ranickis gerechter Zorn") und 19. Oktober ("Der Kampf fängt gerade erst an!") nicht einfach nur an Marcel Reich-Ranickis Fernsehpreis-Eklat angehängt, wie ihr vereinzelt vorgeworfen wurde. Sondern sie hat den Kern ihrer Kritik - der sich naturgemäß auf ihre eigene Sendung bezieht - bereits vor Monaten formuliert und sogar öffentlich gemacht.

Zweitens scheint der Herr ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut ebendiese Kritik - wohlgemerkt: die in der ZDF-Mediathek veröffentlicht wurde! - nicht wahrgenommen oder eben ignoriert zu haben, wenn er sich nun auf einmal "persönlich enttäuscht" zeigt von Elke Heidenreich und das Einfordern eines besseren Sendeplatzes "mit Verwunderung zur Kenntnis" (!) nimmt.

Für mich ist die Sache klar: Programmplaner wissen sehr genau, was welcher Sendeplatz für eine Sendung bedeutet. Wenn "Lesen!" auf einen offensichtlich schlechteren Sendeplatz geschoben wurde, dann steckte dahinter mit ziemlicher Sicherheit bereits die Absicht, die Sendung mittelfristig abzuschießen. Welcher wahre Grund auch immer dahinterstecken mag - dann hat man den einzigen Grund, der zählt: Auf dem schlechteren Sendeplatz gibt's schlechtere Quoten.

Elke Heidenreich ist lange genug im Geschäft, um diese Vorgänge selbst zu durchschauen - mag sie einen Funken Hoffnung auch auf das Versprechen der Zurückverlegung gesetzt haben, das man ihr nach ihrer Darstellung für den Fall gegeben hat, dass die Sendung am Freitagabend nicht gut läuft. Wenn es jemanden gibt, der Grund hat, "persönlich enttäuscht" zu sein, dann ist sie es. Das mag nicht jede harsche Einzeläußerung ihrer FAZ-Tiraden rechtfertigen, aber menschlich verständlich ist es.

Die nächsten Sendetermine für "Lesen!" sind Freitag, der 31.10., 22.30 Uhr (mit Campino), und Freitag, der 5.12., 22.30 Uhr (mit Stefan Aust). Ich gebe hiermit die Parole aus:

"'Lesen!' gucken! Macht Quote für Elke!"


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