Dienstag, 21. September 2010

Hebel und die Ökumene

Zwei Brüder lebten miteinander in Frieden und Liebe, bis einmal der jüngere evangelisch blieb und der ältere katholisch wurde. So gingen sie auseinander. Erst nach einigen Jahren versuchten Sie, sich wieder auf einen Glauben zu einigen.

In den ersten Tagen kamen sie nicht weit. Schimpfte der Evangelische: “der Papst ist der Antichrist”, schimpfte der Katholische: “Luther ist der Widerchrist.“ Aber am Samstag fastete schon der Evangelische mit seinem Bruder. Und der Katholische ging mit seinem Bruder zum Abendgebet. Dann aber rief jeden die Pflicht zurück.

Nach sechs Wochen schreibt der jüngere: “Bruder, deine Gründe haben mich überzeugt. Ich bin jetzt auch katholisch.” – Da ergriff der Bruder voll Schmerz die Feder. “Du Kind des Zorns und der Ungnade, willst du denn mit Gewalt in die Verdammnis rennen? Gestern bin ich wieder evangelisch geworden.“

"Die Bekehrung" heißt diese - hier stark gekürzt wiedergegebene - Geschichte von Johann Peter Hebel, evangelischer Pfarrer und Dichter aus Baden. Am 10. Mai 1760, also vor 250 Jahren, wurde er geboren, und letztlich war für ihn die Praxis des Glaubens wichtig, nicht die Konfession.

Daher sein Fazit: Du sollst nicht über die Religion grübeln und tüfteln, damit du nicht deines Glaubens Kraft verlierst. Sondern du sollst deines Glaubens leben und, was gerade ist, nicht krumm machen.

[Dieser Beitrag ist auch als Rundfunkandacht in der Reihe "Feels Like Heaven" bei Rockland Radio gelaufen. Anhören! (mp3-Datei)]

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