Donnerstag, 20. Oktober 2011

Jung und arm gleich faul und dumm?

Gerade habe ich die Lektüre einiger F.A.Z.-Kommentare aus den letzten Tagen nachgeholt, darunter derjenige von Kerstin Schwenn am 15. Oktober unter dem Titel "Armes reiches Land". Verlinken kann ich ihn leider nicht, denn die F.A.Z. hat ihn nicht frei verfügbar online gestellt (wie ich überhaupt das Gefühl habe, dass seit dem F.A.Z.-Relaunch deutlich weniger Artikel aus den aktuellen Printausgaben kostenlos im Netz zu finden sind).

Die Autorin fasst zunächst die Ergebnisse des jüngsten Sozialberichts zusammen. Mehrfach resümiert sie, dass die Ergebnisse nicht neu seien oder nicht überraschten. Dazu gehören Feststellungen wie:

- "Einmal arm, immer arm."
- "Wer (aus-)gebildet ist, hat mehr Chancen, wird seltener arm, lebt gesünder und länger"
- "Noch immer ist Bildungserfolg in Deutschland stark von der Herkunft abhängig"
- "Kinder machen arm (...) Alleinerziehende stellen auch den Kern der Gruppe der Hartz-IV-Empfänger"
- "Eine Hürde für den sozialen Aufstieg ist die Schule."
Woher sie das Urteil nimmt, in vielen Familien sei "die traditionelle Haltung 'Mein Kind soll es einmal besser haben als ich' einem resignierten Achselzucken gewichen", wird nicht klar.

Dann aber schreibt sie: "Auch heute kann jeder, der Bildungs- und Aufstiegswillen besitzt, mit Hilfe des Staates unsichtbare Decken durchstoßen. Aber in einer weitgehend gesättigten Gesellschaft wird die soziale Sicherung gegen Verarmung manchmal als Hängematten-Angebot missverstanden, gerade von Jüngeren, die noch nicht überblicken, dass ein Leben als Hartz-IV-Empfänger auf Dauer alles andere als befriedigend ist."

Wer jung und arm ist, ist also eigentlich faul und dumm - verstehe ich die Aussage der Kommentatorin so richtig? Dann sage ich: Das zu behaupten, ist auch nicht gerade neu. Aber im Gegensatz zu den empirisch belegten Ergebnissen des Sozialberichts ist das vor allem Propaganda.

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