Dienstag, 5. Februar 2013

Ein-Bildung


Wir bilden uns Gott ein.
Hurra, jubeln jetzt alle Atheisten, endlich hat er's erkannt: Gott, das ist eine literarische Erfindung, eine Projektion unserer Wünsche und Hoffnungen, eine selbstgebastelte Krücke, die uns über Ängste und Unsicherheit unserer Existenz hinweghelfen soll. Eben: Wir bilden uns Gott ein.

Aber natürlich wäre das vorschnell. Natürlich lasse ich das nicht so stehen. Natürlich habe ich noch einen Hintergedanken. Und zwar frage ich: Wie wäre es denn gerade umgekehrt: Gott bildet sich uns ein.
Das heißt dann zunächst: Gott hat sich uns ausgedacht. Wir sind seine Erfindung. Er hat seine Geistkraft eingesetzt, um uns lebendig zu machen. An uns übt er seine Kreativität. Auf uns projiziert er seine Liebe. In uns investiert er sein Herzblut. Wir sind Gottes Lebenswerk.

Gott bildet sich uns ein. Er hat sich uns ein-gebildet.
Das heißt auch: Er hat uns sein Bild eingeprägt. Sind wir Gedanken Gottes, dann kommen wir direkt von ihm her. Entspringen wir seiner Imagination, dann haben wir unser Image von ihm. So steht es in der biblischen Schöpfungsgeschichte: „Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.“ (Gen 1,27)

In diesem Sinn lasse ich mir gerne etwas einbilden.
Ohne eingebildet zu sein.
Wie wird mein Bild aussehen, wenn es fertig ist?
So wie Gott es sich gedacht hat? So wie ich es mir gedacht habe?
Oder bekommen wir beides sogar irgendwie zusammen?

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