Transportiert es den Sinn des christlichen Festes eher, wenn Thalia nun wieder für "die schönsten Geschenke zum Osterfest" wirbt statt "zum Hasenfest"? Wohl kaum. Die einzige Botschaft, die vermittelt wird, ist: Kauft bei uns etwas zum Verschenken! Worum es bei diesem Fest aus christlicher Sicht geht, wird nicht thematisiert. Ob da nun die Bezeichnung "Osterfest" oder "Hasenfest" steht, macht aus der, sagen wir, "positiven Verkündigungsperspektive" keinen Unterschied. Ist ja auch nicht die Aufgabe dieser Buchhandelskette.
Hat sich aber Thalia mit der Umwidmung des wichtigsten christlichen Festes im negativen Sinn eine Verunglimpfung bzw. Beschimpfung eines religiösen Bekenntnisses gemäß § 166 StGB zuschulden kommen lassen? Ich halte das für unwahrscheinlich, weil das geschützte Rechtsgut nicht das Bekenntnis selbst, sondern der öffentliche Friede ist. Bis der mal als gestört angesehen wird, muss für die heutige Anwendung des Paragrafen schon Deutlicheres/Drastischeres vorliegen.
Hinzu kommt, dass Thalia keine böse Absicht zu unterstellen ist. Es sollte ein harmloser Werbegag sein; so war es sicher gemeint (so weit man bei Werbung überhaupt von "harmlos" sprechen kann; schließlich stecken dahinter stets knallharte Kommerzinteressen, aber das nur nebenbei).
Habe ich mich sonderlich über Thalias "Hasenfest" aufgeregt, geärgert, oder gar mein religiöses Bekenntnis verunglimpft gesehen?
Nein, eigentlich nicht.
Finde ich es gut, dass Thalia die Hasenfest-Werbung aufgrund von christlicher Kritik wieder zurückgezogen hat?
Ja, weil es eine Anerkennung und Respektsäußerung denjenigen gegenüber ist, die ihre religiösen Gefühle durch die Umwidmung des Festes tatsächlich verletzt sahen. Es tut Nichtchristen weniger weh, wenn vom Osterfest die Rede ist, als es Christen weh tut, wenn vom Hasenfest die Rede ist. Deshalb ist hier Toleranz von Nichtchristen gefordert.
Stattdessen werfen nun mal wieder antikirchlich eingestellte Blogger und Kommentatoren den Christen und der Institution Kirche "Gängelei" und "Zwang" vor. "Die Christen können ja Ostern sagen, was müssen sie mir den Begriff aufzwingen?" - oder ähnlich, bei anderer aktueller Gelegenheit: "Die Christen können an Karfreitag ja lange Trauergesichter machen, aber warum soll ich dann nicht tanzen dürfen, wenn ich mit dem Glauben nichts anfangen kann?"
Und darüber kann ich mich nun allerdings aufregen. Denn in diesen Äußerungen der Online-Atheisten liegt eine ungeheure Infamie. Auf den ersten Blick klingen sie ach so aufgeklärt, tolerant, Freiheit für alle, soll doch jeder tun und lassen, was er will und die anderen in Ruhe lassen. Was dahinter steckt, ist aber nichts anderes als die Forderung nach Verdrängung des Religiösen aus dem öffentlichen Raum: Religion ist Privatsache und soll gefälligst dorthin verschwinden und mir in der Öffentlichkeit nicht mehr begegnen (= mich nicht in meiner Selbstentfaltung begrenzen). Diese Haltung ist das genaue Gegenteil von Toleranz und eine eminente Fehldeutung der grundgesetzlich garantierten Religionsfreiheit. Die Atheisten bringen es fertig, ihre eigene Intoleranz als größere Toleranz zu verkaufen.
Religionsfreiheit fordert vor allem Toleranz gegenüber dem religiösen Bekenntnis des anderen - und zwar gerade auch, indem ich dessen Öffentlichkeit zulasse und akzeptiere, dass ich ihm in der Gesellschaft immer wieder begegne.
Religionsfreiheit bedeutet nicht, alle religiösen Spuren aus der Öffentlichkeit zu wischen, damit sich die Nichtreligiösen nicht belästigt fühlen. Das würde nämlich alle Weltanschauungen benachteiligen und unterdrücken außer der atheistischen.
Es geht nicht darum, einer Buchhandelskette vorschreiben zu wollen, wie sie mit einem christlichen Fest umzugehen hat. Es hätte keine juristische Handhabe für die Kirchen gegeben, Thalia die Rückbenennung von Hasenfest in Osterfest vorzuschreiben. Und das ist völlig richtig so.
Es geht aber um das Recht religiös geprägter Menschen, öffentlich ihren Glauben zu bekennen - oder öffentlich ihrem Schmerz und Protest Ausdruck zu verleihen, wenn sie diesen Glauben verletzt sehen. Wie Thalia damit umgeht, ist ganz allein deren Sache. Wie allerdings dieses Recht in der jüngsten Zeit immer und immer wieder in Frage gestellt wird und die ihr Recht Wahrnehmenden polemisch angegangen und mit Unterstellungen beladen werden, das geht alle an.
Weitere Artikel zu diesem Thema:
1. Die Kirche ist empört - Thalia macht Oster- zu Hasenfest (18.04.2011)
2. Mir scheint ... (19.04.2011)
3. Christen hassen Hasen! (19.04.2011)
4. Hasenfest: Thalia entschuldigt sich (20.04.2011)
5. Hasenfest? (21.04.2011)
6. Antwort an Andrea (22.04.2011)
7. Osterhasi, Aufstandi, Auferstandi (22.04.2011)
8. "Stille Tänzer" am Römer - 1500 protestieren gegen Tanzverbot (22.04.2011 )
9. Der Herr des Tanzes (22.04.2011)
10. Flashmob gegen Tanzverbot in Frankfurt (22.04.2011)
11. Wer am Hasenfest hoppeln will, bitte! (22.04.2011)
12. Hasenfest und Tanzverbot (23.04.2011)
Hat sich aber Thalia mit der Umwidmung des wichtigsten christlichen Festes im negativen Sinn eine Verunglimpfung bzw. Beschimpfung eines religiösen Bekenntnisses gemäß § 166 StGB zuschulden kommen lassen? Ich halte das für unwahrscheinlich, weil das geschützte Rechtsgut nicht das Bekenntnis selbst, sondern der öffentliche Friede ist. Bis der mal als gestört angesehen wird, muss für die heutige Anwendung des Paragrafen schon Deutlicheres/Drastischeres vorliegen.
Hinzu kommt, dass Thalia keine böse Absicht zu unterstellen ist. Es sollte ein harmloser Werbegag sein; so war es sicher gemeint (so weit man bei Werbung überhaupt von "harmlos" sprechen kann; schließlich stecken dahinter stets knallharte Kommerzinteressen, aber das nur nebenbei).
Habe ich mich sonderlich über Thalias "Hasenfest" aufgeregt, geärgert, oder gar mein religiöses Bekenntnis verunglimpft gesehen?
Nein, eigentlich nicht.
Finde ich es gut, dass Thalia die Hasenfest-Werbung aufgrund von christlicher Kritik wieder zurückgezogen hat?
Ja, weil es eine Anerkennung und Respektsäußerung denjenigen gegenüber ist, die ihre religiösen Gefühle durch die Umwidmung des Festes tatsächlich verletzt sahen. Es tut Nichtchristen weniger weh, wenn vom Osterfest die Rede ist, als es Christen weh tut, wenn vom Hasenfest die Rede ist. Deshalb ist hier Toleranz von Nichtchristen gefordert.
Stattdessen werfen nun mal wieder antikirchlich eingestellte Blogger und Kommentatoren den Christen und der Institution Kirche "Gängelei" und "Zwang" vor. "Die Christen können ja Ostern sagen, was müssen sie mir den Begriff aufzwingen?" - oder ähnlich, bei anderer aktueller Gelegenheit: "Die Christen können an Karfreitag ja lange Trauergesichter machen, aber warum soll ich dann nicht tanzen dürfen, wenn ich mit dem Glauben nichts anfangen kann?"
Und darüber kann ich mich nun allerdings aufregen. Denn in diesen Äußerungen der Online-Atheisten liegt eine ungeheure Infamie. Auf den ersten Blick klingen sie ach so aufgeklärt, tolerant, Freiheit für alle, soll doch jeder tun und lassen, was er will und die anderen in Ruhe lassen. Was dahinter steckt, ist aber nichts anderes als die Forderung nach Verdrängung des Religiösen aus dem öffentlichen Raum: Religion ist Privatsache und soll gefälligst dorthin verschwinden und mir in der Öffentlichkeit nicht mehr begegnen (= mich nicht in meiner Selbstentfaltung begrenzen). Diese Haltung ist das genaue Gegenteil von Toleranz und eine eminente Fehldeutung der grundgesetzlich garantierten Religionsfreiheit. Die Atheisten bringen es fertig, ihre eigene Intoleranz als größere Toleranz zu verkaufen.
Religionsfreiheit fordert vor allem Toleranz gegenüber dem religiösen Bekenntnis des anderen - und zwar gerade auch, indem ich dessen Öffentlichkeit zulasse und akzeptiere, dass ich ihm in der Gesellschaft immer wieder begegne.
Religionsfreiheit bedeutet nicht, alle religiösen Spuren aus der Öffentlichkeit zu wischen, damit sich die Nichtreligiösen nicht belästigt fühlen. Das würde nämlich alle Weltanschauungen benachteiligen und unterdrücken außer der atheistischen.
Es geht nicht darum, einer Buchhandelskette vorschreiben zu wollen, wie sie mit einem christlichen Fest umzugehen hat. Es hätte keine juristische Handhabe für die Kirchen gegeben, Thalia die Rückbenennung von Hasenfest in Osterfest vorzuschreiben. Und das ist völlig richtig so.
Es geht aber um das Recht religiös geprägter Menschen, öffentlich ihren Glauben zu bekennen - oder öffentlich ihrem Schmerz und Protest Ausdruck zu verleihen, wenn sie diesen Glauben verletzt sehen. Wie Thalia damit umgeht, ist ganz allein deren Sache. Wie allerdings dieses Recht in der jüngsten Zeit immer und immer wieder in Frage gestellt wird und die ihr Recht Wahrnehmenden polemisch angegangen und mit Unterstellungen beladen werden, das geht alle an.
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Danke für diesen Blogpost. Sie haben sehr gut in Worte gefasst, wozu mir die Worte gefehlt haben (auch wenn ich anfangs auch gegen das Hasenfest gewettert habe, mich dann aber selbst gefragt habe, wozu die ganze Aufregung).
AntwortenLöschenDas ist aber eine interessante Umkehr der Sachlage.
AntwortenLöschenEs geht nicht den Atheisten darum, Religiosität nicht mehr öffentlich stattfinden darf. Hat irgendjemand gegen die Prozesssionen gewettert oder den Christen befohlen, gefälligst selbst zu tanzen und nicht zu trauern? Nicht daß ich wüßte. Da würde ich auch im Traum nicht drauf kommen!
Umgekehrt wird aber von Nicht- und Andersgläubigen verlangt, sich gefälligst trauerkompatibel und leise verhalten sollen - selbst an Orten, wo man Tanz und fröhliche Feste gar nicht mitkriegen würde. Und das ist dann Toleranz? Nö, ganz sicher nicht.
Mal ganz objektiv: Wer hat zuerst von wem etwas gefordert? Doch wohl ie Christen von den Andersgläubigen. Und zwar eine Einschränkung, die erstens unnötig und zweitens unverhältnismäßig ist.
Wie @Ennomane in seinem Blog schon so schön sagte: Wenn die Christen einen schlechten Tag haben, müssen alle anderen auch. Das nennt man passiv-aggressives Verhalten.
Uns der Intoleranz zu bezichtigen, weil wir unsererseits keine Intoleranz tolerieren, grenzt scharf an Demagogie.
Und mal so ganz am Rande: das Christentum hat weder Wahrheit noch Werte oder Moral für sich alleine gepachtet. Lange Zeit hatte es in Europa eine Vormachtstellung, aus der man unangefochten Machtansprüche wie die da oben ableiten konnte, aber diese Zeiten sind vorbei.
AntwortenLöschenWenn ich mir solche Artikel hier durchlese, wundert mich überhaupt nicht, daß die Kirche und der christliche Glaube immer weniger Ansehen genießen. Wenn ich nicht seit 26 Jahren schon draußen wäre, würde man mich am Dienstagmorgen als Erste beim Amtsgericht sehen.
Hier noch eine Karfreitagsansprache, die in der Linkliste oben fehlt: http://bit.ly/foqMfa
AntwortenLöschenUnd was das Hasenfest angeht: Falls sich eine neue Tradition eines Hasen- oder Frühlingsfestes parallel zu Ostern durchsetzen sollte, dann tut die Kirche gut daran, jegliche Erwähnung desselben unbemeckert stehen zu lassen. Ostern und die Christen sind auch in Deutschland schon längst nicht mehr nicht der Nabel der Welt. Diese Erkenntnis scheint nur leider noch nicht durchgedrungen zu sein.
AntwortenLöschenAch, Ute,
AntwortenLöschendie Atheisten wollen die Religion gar nicht aus der Öffentlichkeit drängen? Aber "meckern" sollen die Kirchen gefälligst nicht. Merkst Du was? Und erkennst Du Deine eigene implizite Drohung an "unsere" Adresse?
Es geht doch nicht nur um die Forderung nach Abschaffung der Karfreitagsruhe oder des Tanzverbotes, an dem Du offenbar einen Narren gefressen hast. Das ist nur die Spitze des Eisberges. Atheisten fordern die Abschaffung des Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen, die Verbannung der wissenschaftlichen Theologie aus den Universitäten und stellen die kirchliche Trägerschaft von Kindertagesstätten und Krankenhäusern ebenso in Frage wie die Anwesenheit von Religionsvertretern in Ethikkommissionen. Sie diffamieren Religiosität als Geisteskrankheit, religiöse Erziehung als Kindesmissbrauch und Religion pauschal als konfliktverschärfend und Kriege auslösend - und daher als langfristig zum Wohl der Menschheit auszumerzend.
Das soll kein Angriff auf die positive Religionsfreiheit und die Öffentlichkeit von Religion sein?
Du kannst Dir sicher sein: Wir würden eine "neue Tradition eines Hasen- oder Frühlingsfestes", das sicherlich mit entsprechenden Kommerzerscheinungen einher ginge, genauso kritisieren, wie wir es mit Halloween (Reformationstag), ausgedehnten Sauftouren am Vatertag (Christi Himmelfahrt), der bis in den August vorgezogenen Adventszeit etc. tun. Alle Jahre wieder. Und wir würden und werden es auch dann noch tun, wenn wir einmal nur noch eine Minderheit von verschwindend geringer Zahl sein sollten. Einfach deshalb, weil wir es als unsere Pflicht ansehen, uns an der öffentlichen Debatte zu beteiligen und zur Diskussion zu stellen, was wir aus christlicher Perspektive als für das menschliche Miteinander gut und förderlich ansehen.
Die Frage ist, welche Rechte eine atheistische Mehrheitsgesellschaft religiösen Minderheiten noch zugestehen würde. Wenn ich die Nutzerkommentare in diversen Online-Medien betrachte, sobald sich ein Kirchenvertreter zu einem politisch, sozial, gesellschaftlich relevanten Thema geäußert hat, läuft es mir bei so mancher Äußerung kalt den Rücken hinunter, und ich mache mir Sorgen darum, mit welchen Anfeindungen oder Repressalien meine Kinder es einmal zu tun bekommen könnten - so sie denn Christen werden, was wir ja letztlich nicht in der Hand haben.
Die Arroganz Deiner letzten Zeilen, die sich aus der Gewissheit speist, künftig der Mehrheit anzugehören, macht mir Angst.
Ein guter, sachlicher Artikel! Ich finde das Wort "Hasenfest" zwar handfest gaga, aber als "religionsfeindlich" empfinde ich es nicht - nur als auf ärgerliche Weise ignorant gegenüber einer hinreißend schönen kulturellen Leistung, aber damit widerspricht es nicht meiner Einschätzung von großen Buchhandelsketten.
AntwortenLöschenIch bin übrigens für Konsequenz. Daher mein Vorschlag an militante Atheisten: Verbietet Bach und Monteverdi! Verkauft Baudenkmäler! Und beschwert Euch danach (aber bitte nicht bei den Christen), wenn ihr nicht mehr für lau die die Fresken von Giotto, da Vinci und Michelangelo anschauen oder erlesen schöne Musik hören dürft.