Freitag, 18. April 2014

Gott ist tot - Der Tod ist tot

„Gott ist tot!“ Diesen provokativen Satz ließ einst der Philosoph Friedrich Nietzsche seinen „tollen Menschen“ ausrufen: „Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet.“ Oft ist das gläubigen Menschen seitdem entgegen gehalten worden.

Dabei gehört das für Christen ohnehin zum Kern ihres Glaubens. Ja, Jesus leidet und stirbt den Foltertod am Kreuz, das ist das Eine, das ist das Grunddatum für den heutigen Feiertag, den Karfreitag.

Aber mehr noch: Gott selbst ist im Tod Jesu anwesend. Er identifiziert sich mit ihm; so weit reicht seine Liebe, dass er mit Jesus bis in den Tod geht. Aber er bleibt nicht darin; er verliert sich nicht darin. Im Tod überwindet er den Tod. Gott ist tot. Aber Gott geht damit nicht zu Ende.

Es ist so wie bei geduldigen Menschen: Sie besiegen die Bosheit anderer dadurch, dass sie sie ertragen.
Es ist so wie bei Menschen, die vergeben können: indem sie vergeben, nehmen sie etwas auf sich von dem Leiden und dem Schmerz, der angerichtet worden ist.

Was da am Kreuz, zwischen Karfreitag und Ostern geschieht – Martin Luther hat es in einem Lied so beschrieben:

„Es war ein wunderlicher Krieg, da Tod und Leben rungen!
Das Leben behielt den Sieg, es hat den Tod verschlungen.
Die Schrift hat verkündet das, wie ein Tod den andern fraß!
Ein Spott aus dem Tod ist worden.“ (EG 101, 4)

Deshalb wird das Kreuz, das Folterwerkzeug, zum Lebenszeichen.
Deshalb ist der Karfreitag ein „guter Freitag“.
„Gott ist tot“ heißt: Der Tod selbst ist tot.

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[Dieser Beitrag war am 18. April 2014 auf RPR1 als "Angedacht" zu hören.]

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