Montag, 20. April 2009

Ist der Tod eine Person? Für wen arbeitet er?

Wieder einmal habe ich in meiner Eigenschaft als "Experte" für verschiedene Themen bei wer-weiss-was.de eine Anfrage per E-Mail erhalten. Meine Antworten auf diese und auch auf andere Anfragen will ich künftig auch hier im Blog veröffentlichen, weil ich meine, dass sie durchaus für ein paar Leute mehr interessant sein könnten als nur für die jeweiligen Fragesteller. Für das Blog bereite ich die Antworten vom Layout und durch das Einfügen zusätzlicher Links etwas auf.

Die aktuelle Anfrage umfasste mehrere Fragenkomplexe. Zunächst habe ich mir diesen vorgenommen:
Habe ein paar Fragen zum Tod und zum Jenseits. 1. Ist der Tod eine "Person", ein Geist wie Gott und der Teufel? Wenn ja, für wen "arbeitet" er, für Gott oder den Teufel, ist er gut oder böse? Darf man den Tod lästern? Darf man als Autor skurrile Geschichten über den Tod schreiben?
Meine Antwort:

Der Tod ist keine Person und kein Geist, sondern zunächst einmal
einfach eine Realität biologischen Lebens. Unser Leben ist zeitlich
begrenzt, es nimmt einmal ein Ende, und dieses Ende nennen wir Tod.
Wir Menschen, vor allem unsere Dichter, personifizieren den Tod, weil
wir die Bedrohung, die er mit sich zu bringen scheint, auf diese Weise
besser fassbar machen und verarbeiten können. Das zu tun ist richtig
und wichtig und notwendig.
Der Tod arbeitet weder für Gott noch den Teufel (wie auch immer man
letzteren definieren/charakterisieren mag) und er ist an sich auch
weder gut noch böse.
Er "ist" einfach. Es gibt ihn eben, den Tod, und
wir müssen damit umgehen lernen, dass unser Leben auf dieser Welt
nicht von ewiger Dauer ist. Das mag unserer menschlichen Eitelkeit
widersprechen. Als gut oder böse empfinden wir nur je ganz subjektiv
den Weg eines Menschen zum Tod. War es ein "leichter" oder ein
"schwerer" Weg, starb jemand "lebenssatt", oder hatte er "noch so viel
vor sich"?
Selbst für jemanden, der keine christliche (oder andere) Hoffnung über
den Tod hinaus verspürt, müsste der Tod an sich wertfrei sein. Denn er
könnte sagen: "Ich war schon mal tot - vor meiner Geburt. Ich kann
mich weder an Leiden noch an Freude erinnern, demgemäß habe ich nichts
zu hoffen, aber auch nichts zu fürchten, was den Tod betrifft."
So weit ich es sehe, gibt es im Hinblick auf den Tod nur zwei
sinnvolle Glaubensalternativen:


  • Aus dem Nichts kommen wir - ins Nichts kehren wir zurück, oder:
  • Aus Gottes Hand kommen wir - in Gottes Hand kehren wir zurück.
Natürlich liegt für viele Menschen das "Böse" des Todes eben darin,
dass er unser vorangegangenes, uns doch wertvolles Leben "zunichte"
macht. Doch die Furcht davor ist nur Ausdruck der o.g. menschlichen
Eitelkeit, Anmaßung und Selbstüberschätzung, bzw., theologisch
gesprochen, Ausdruck der Sünde, des Abgeschnittenseins von Gott.
Der Tod ist Abbruch aller Beziehungen - bis auf die eine, die
Beziehung zu Gott, die dem gläubigen Menschen durch den Glauben an die
Offenbarung Gottes in Jesus Christus geschenkt ist. (Etwas
ausführlicher finden Sie diese theologische Abschweifung hier
dargestellt: http://www.theologie-systematisch.de/eschatologie/5sterben/texte-theologie.htm)
"Darf man den Tod lästern?", fragen Sie. Ich möchte sagen: Auf jeden
Fall! Man sollte sogar! Wer das tut, vermeidet die Tabuisierung des
Todes, wie sie in der heutigen Gesellschaft an der Tagesordnung ist.
"Tod, wo ist dein Stachel?", ruft ihm ja schon der Apostel Paulus keck
entgegen, getragen vom Glauben an die Auferstehung Christi. Dieses
Lästern kann auch seelsorgerlich-heilende Wirkung haben. Ich denke an
eine Szene aus dem Film "Patch Adams", in der der Arzt (gespielt von
Robin Williams) sich mit einem todkranken Patienten darin überbietet,
immer wieder neue Bezeichnungen und Namen für den bevorstehenden Tod
zu finden und sich fast wie im Wettstreit zuzurufen. Das hat
befreiende und erlösende Wirkung, weil der Tod beim Namen genannt,
lächerlich gemacht und ihm so seine Macht genommen wird, ins Leben
vorzugreifen, statt nur an seinem Ende zu stehen.
"Darf man skurrile Geschichten über den Tod schreiben?" - Das ist mit
der vorangegangenen Frage eigentlich schon mit beantwortet. Ich liebe
beispielsweise die Darstellung des Todes als Skelett mit Sense, das nur
in Großbuchstaben spricht, wie es Terry Pratchett in seinen
humoristischen Fantasy-Romanen über die "Scheibenwelt" entwickelt hat.
Wir brauchen solche Geschichten zur "Seelenreinigung". Weil unser
aller Leben zwangsläufig auf den Tod hinauslaufen, brauchen wir die
Beschäftigung mit diesem Thema - in allen seinen Spielarten, von
albern bis skurril, von lustig bis ernsthaft, von
zweifelnd-verzweifelnd bis hoffnungsfroh.
Im Übrigen ist es mit der Personifizierung des Todes ein bisschen so
wie mit dem alten Trick, sich Examensprüfer oder Vorgesetzte beim
Bewerbungsgespräch in Unterwäsche vorzustellen. "Darf" man das? Von
irgendeinem hochmoralischen Standpunkt her vielleicht nicht. Aber es
tut gut.
So weit meine Antwort zum ersten Teil Ihrer Frage. Ich hoffe, Ihnen
damit weitergeholfen zu haben. Meine Ausführungen lassen sich
eigentlich mit einem Satz zusammenfassen: Wir brauchen keine Angst zu
haben.

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