Das Jahr 2010 hat die Evangelische Kirche zum Melanchthonjahr ausgerufen – und zugleich zum Jahr der Bildung. Denn Philipp Melanchthon gilt als der "Lehrer Deutschlands", so sein Würdetitel. Er war der zweite große Wittenberger Reformator neben Martin Luther. Vor 450 Jahren ist er gestorben. Er vertrat die humanistische Idee, der Mensch habe die Fähigkeit, sich zu bilden und weiterzuentwickeln. Damit gab er einen kräftigen Anstoß, Schulen zu gründen.
"Wer Schulen gründet und die Wissenschaften pflegt, der macht sich um sein Volk und die ganze Nachwelt besser verdient, als wenn er neue Silber- oder Goldadern fände", drückte er seine Überzeugung aus. Zweihundert Jahre vor der Einführung der allgemeinen Schulpflicht forderte er diese bereits für Jungen und Mädchen. Darum stellte er Lehrpläne auf, gab Schulbücher heraus und setzte sich für Unterrichtsreformen ein.
Aus dem neuen, reformatorischen Glauben kam der Antrieb für Melanchthons Engagement. Martin Luther sprach von der "Freiheit eines Christenmenschen". Zur Freiheit gehört die Fähigkeit, den Glauben auch durchdenken zu können. Sonst wäre man ja dazu verurteilt, nur nachzuplappern, was einem anderen vorsagen. Das wäre aber keine Freiheit, sondern Abhängigkeit. Jede Frau und jeder Mann soll eigenständig den christlichen Glauben an Gott bekennen und das Bekenntnis zu Jesus Christus bejahen können. Mündig sollen die Gläubigen sein. Die Voraussetzung dafür war, dass jede und jeder selbst die Bibel lesen konnte. Und jeder sollte so gebildet sein, dass er den Kleinen Katechismus, das Bekenntnis für den alltäglichen Gebrauch, nicht nur auswendig kannte, sondern auch weitergeben konnte. Sprachfähig im Glauben zu sein, das war das Ziel. Grundlage dafür war eine Bildung für alle und nicht nur für wenige, die es sich leisten konnten.
Heute reden wir viel von "Bildungsgerechtigkeit". Wir haben erkannt: Dass bei uns alle zur Schule gehen, bedeutet noch lange nicht, dass alle gleiche Chance haben, sich ihren Möglichkeiten entsprechend zu bilden. Es mangelt an Möglichkeiten gezielter und kostenfreier individueller Förderung. Dies einzufordern, bedeutet, den Bildungsanspruch der Reformation fortzuschreiben.
[Dieser Beitrag ist auch als Rundfunkandacht in der Reihe "Innehalten" bei SR2 und SR3 gelaufen und kann als mp3-Datei heruntergeladen und angehört werden]
"Wer Schulen gründet und die Wissenschaften pflegt, der macht sich um sein Volk und die ganze Nachwelt besser verdient, als wenn er neue Silber- oder Goldadern fände", drückte er seine Überzeugung aus. Zweihundert Jahre vor der Einführung der allgemeinen Schulpflicht forderte er diese bereits für Jungen und Mädchen. Darum stellte er Lehrpläne auf, gab Schulbücher heraus und setzte sich für Unterrichtsreformen ein.
Aus dem neuen, reformatorischen Glauben kam der Antrieb für Melanchthons Engagement. Martin Luther sprach von der "Freiheit eines Christenmenschen". Zur Freiheit gehört die Fähigkeit, den Glauben auch durchdenken zu können. Sonst wäre man ja dazu verurteilt, nur nachzuplappern, was einem anderen vorsagen. Das wäre aber keine Freiheit, sondern Abhängigkeit. Jede Frau und jeder Mann soll eigenständig den christlichen Glauben an Gott bekennen und das Bekenntnis zu Jesus Christus bejahen können. Mündig sollen die Gläubigen sein. Die Voraussetzung dafür war, dass jede und jeder selbst die Bibel lesen konnte. Und jeder sollte so gebildet sein, dass er den Kleinen Katechismus, das Bekenntnis für den alltäglichen Gebrauch, nicht nur auswendig kannte, sondern auch weitergeben konnte. Sprachfähig im Glauben zu sein, das war das Ziel. Grundlage dafür war eine Bildung für alle und nicht nur für wenige, die es sich leisten konnten.
Heute reden wir viel von "Bildungsgerechtigkeit". Wir haben erkannt: Dass bei uns alle zur Schule gehen, bedeutet noch lange nicht, dass alle gleiche Chance haben, sich ihren Möglichkeiten entsprechend zu bilden. Es mangelt an Möglichkeiten gezielter und kostenfreier individueller Förderung. Dies einzufordern, bedeutet, den Bildungsanspruch der Reformation fortzuschreiben.
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