In den vergangenen Tagen klang es manchmal so, als hänge unser Heil daran, dass an der Wand ein Kreuz hängt. Die neue Ministerin Özkan hat mit ihrer Forderung, alle religiösen Symbole aus staatlichen Schulen zu entfernen, ganz schön die Gemüter erhitzt. Ich meine: Nein, daran hängt nicht das Heil.
Ich persönlich kann mich überhaupt nicht erinnern, ob in den Schulen, die ich besucht habe, irgendwo ein Kreuz oder Kruzifix hing. Ich glaube, da hing keines. Und wenn da eines gehangen hätte, dann hätte es bei mir – und ich vermute auch, allen meinen Mitschülern – nichts ausgelöst, nichts nachhaltig bewirkt, verankert oder sonst was. Umso weniger dürfte der Durchschnitt der heutigen Schülerinnen und Schüler damit verbinden. Wenn es irgendwo hängt, nehme ich an, stört es die meisten einfach gar nicht, beschäftigt sie aber auch überhaupt nicht, es ist ihnen egal, es hängt halt da, als Wandschmuck.
Es ist nicht entscheidend, ob das Kreuz an der Wand hängt. Entscheidend ist anderes:
Wir müssen das Kreuz in unseren Herzen tragen.
Wir müssen es auf der Zunge tragen.
Und wir müssen es auf unseren Schultern tragen.
Das Kreuz im Herzen tragen, das heißt, die Liebe Christi zu mir erkennen – und aus Dankbarkeit dem Doppelgebot der Liebe folgen: Gott zu lieben und meinen Nächsten wie mich selbst.
Das Kreuz auf der Zunge tragen, das heißt: sich – mit Worten des Apostels Paulus – des Evangeliums, der selig machenden Kraft Gottes, nicht schämen, sondern es tapfer, offen, mutig, klar und überzeugend bekennen.
Das Kreuz auf den Schultern tragen, das heißt zum einen, darum zu wissen, dass in dieser Welt die Botschaft von Gottes Heilstat in Christus immer eine angezweifelte, störende und herausfordernde sein wird; und zum anderen, das Leiden als Realität dieser Welt anzuerkennen, es zu lindern, wo es geht, es zu erdulden, wo es sich nicht lindern lässt – und anderen beizustehen, es zu lindern oder zu erdulden.
Das ist entscheidend, das ist wichtig. Ansonsten ist die Kruzfixdebatte nur eine Alibidiskussion, die auf Äußerlichkeiten projiziert, was im Innersten fehlt. Das ist ein altbekanntes Muster: Wenn Argumente, Inhalte, Überzeugungen abbrechen, dann macht man sich an äußeren Formen fest. Sie sind das Letzte, was bleibt. Aber es ist eine Illusion, darauf zu hoffen, allein die Bewahrung der äußeren Form könne die ehemals damit verbundenen Glaubensüberzeugungen und Wertvorstellungen allgemein im Bewusstsein halten oder sie gar wieder dorthin bringen.
Übrigens gilt das, so meine ich, auch für diejenigen, die sich am Kreuz an der Wand stören. Auch in diesem Fall macht sich der Ärger an der Äußerlichkeit fest. Wer in seinem Glauben gefestigt ist, den sollte weder stören, wenn da ein Kreuz hängt, noch wenn da keines hängt.
@ebel Zunächst mal herzlichen Dank für den wunderbaren Beitrag!
AntwortenLöschenIch habe an 27.04. zu diesem Thema bei Jesus.de auf folgenden Beitrag geantwortet: ...Der Muslim-Zentralrat ist für das Kopftuch, daher nimmt er das Kreuz dann Inkauf.Ein schlichtes Kreuz- ohne Korpus- ist für einen unkundigen kein Gewaltsymbol.Ich möchte das Kreuz nicht missen.An das
Kopftuch kann man sich gewöhnen, in meinem Umfeld habe ich beides, gläubige Muslime mit und ohne Kopftuch.Die Frauen sagen, daß sie es für ihre Männer tragen.Meiner Kenntnis nach hat es nicht annähernd die Symbolkraft wie das K r e u z.
Mir ist ein gläubiger Moslem lieber als ein lauer Christ. Ich lebe mit 13 Moslems unter einem Dach.Sie achten meinen
offensiven Jesusglauben.
u.a mit folgenden Worten geantwortet:
.....außerdem bin ich der Meinung, dass ein Kruzifix in deutschen Schulräumen noch lange nichts über den Glauben, geschweige denn über das (christl.) Verhalten der dort anwesenden Personen(Lehrkörper+Schüler) aussagt. Als akutes Beispiel möchte ich nur das verhalten Kath. Geistlicher an den Elite-Schulen usw. erwähnen, ohne dies weiter zu kommentieren zu wollen - die Presse hat mir das längst abgenommen.
Da können sich Christen die sich über das Kopftuch-Tragen aufregen, erst mal selbst an der Nase packen!!
Es ist ja leider auch an Schulen, in denen man kein Kruzifix findet, den Lehrern untersagt christliches Gedankengut ihren Schülern weiterzugeben, da dies gleich (vorwiegend von Eltern der Schüler) als "missionieren" ausgelegt wird.