Ich wollte die Chance nutzen, meine Kinder nicht nur eine Stunde morgens und abends zu erleben - und am Wochenende, das dann unbedingt mit Schönem angefüllt sein muss. Auch bei unserem Jüngsten durfte ich mitverfolgen, wie er sich aus der Horizontalen in die Vertikale orientiert hat, wie er gelernt hat, sich fortzubewegen, sich an Möbeln hochzuziehen, wie er wacklig da steht, umkippt und von mir aufgefangen wird.
Oft bin ich in den vergangenen Wochen gefragt worden: "Und? Wie ist es?", beziehungsweise: "Wie war's?" Ich male dann gar nicht die reine Idylle aus, indem ich sage: Fantastisch, ganz wunderbar, die schönste Zeit meines Lebens. Sondern ich sage: Himmel und Hölle liegen dicht beieinander ...
Denn dass der Papa vom einen auf den andern Tag so viel zu Hause ist, das sorgt schon für Unruhe. Das bringt den gewohnten Rhythmus durcheinander, auch die Kinder verhalten sich anders, wollen die Situation für sich ausnutzen.
Aber das sind dann doch Erfahrungen, die ich nicht missen möchte, auch oder gerade, weil sie mich auch an meine Grenzen bringen, positiv wie negativ: die oft so kitschig beschworenen Kinderaugen, die mich wirklich den Himmel spüren lassen, wenn ihr Lachen mich meint. Und der Kindermund, der so hässlich trotzig-verzogen sein kann.
Unvermeidlich stellt sich das Gefühl ein: Es lässt sich so viel falsch machen in der Erziehung. In jeder Situation gelassen und angemessen zu reagieren, wer kann das schon? Ich glaube nun: Erziehen, das heißt vor allem auch sich selbst erziehen, an sich selbst arbeiten, die eigene Vorgehensweise immer wieder in Frage stellen und sich korrigieren, sein Bestes geben - und nicht daran verzweifeln, dass es nie genug, nie wirklich richtig ist. Sondern vertrauen.
Und ich muss an die Weisheit vom alten Kirchenvater Augustinus denken: "Liebe - und tu, was du willst". Denn wenn du wirklich liebst, und wenn du dir dieser Liebe stets bewusst bleibst, dann wird sich dein Wollen und Handeln daran ausrichten. Auch für die Erziehung nicht der schlechteste Ratschlag.
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