Dienstag, 9. August 2011

Verbotssystem

PImage by alexvoigt via FlickrFür manche Leute ist Religion ja nur ein riesiges Verbotssystem. Du sollst dies nicht tun, du sollst jenes lassen. Und das auch noch gefolgt von Strafandrohungen; da denken die sich: „Pah, besser lebt sich’s ohne; da kann ich meinen Spaß haben, ohne mir `nen Kopf zu machen.“

Einmal abgesehen davon, dass sich viele Ge- und Verbote, die sich in der Bibel finden, gar nicht mehr auf die heutige Zeit und völlig veränderte Situation übertragen lassen: Seit ich gerade zwei Monate Elternzeit hinter mich gebracht habe, bringe ich diesen regelrechten Verbotslisten vor allem im Alten Testament noch einmal mehr Verständnis entgegen.

Du sollst nicht mit dem Essen herummatschen.
Hör auf, in der Nase zu bohren.
Mach nicht so viel Unsinn.
Du sollst deinem kleinen Bruder nicht immer alles wegnehmen.
Du sollst nicht „blöder Papa“ sagen.
Du sollst nicht mit Spielzeug am Flachbildfernseher herumkratzen.

Manchmal hat man das Gefühl, über die eigenen Lippen kommt in einer Tour nichts anderes mehr als „Nein, nicht, hör auf, lass das sein“. Man kann sich den Mund fusselig reden, und doch bewirkt es oft rein gar nichts.

Und da wird es doch klar wie Kloßbrühe: Auch Gott redet sich den Mund fusselig, weil ihm etwas an uns liegt. Denn das ist doch das Dilemma: auf der einen Seite diese unendliche Liebe zu den eigenen Kindern, denen man nur das Beste wünscht, die sich frei entfalten und gestalten sollen ... und auf der anderen Seite zugleich die Verzweiflung darüber, ihnen so viel verbieten zu müssen – um sie zu schützen, und um sie gemeinschaftsfähig zu machen.

„Aber wir, wir können doch selbst entscheiden; wir wissen, was wir tun; wir sind doch keine unmündigen Kinder!“, höre ich die Kritiker sagen.

Wenn ich mich in der Welt so umsehe, möchte ich sagen:
Doch, oft genug sind wir genau das. Wie gut, dass wir uns da an ein paar Leitlinien halten können.

Dieser Beitrag ist in gekürzter Form als Rundfunkandacht für Rockland Radio "Feels Like Heaven" erschienen und kann über das entsprechende Podcast-Angebot angehört werden.

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