Woran denken Sie, wenn Sie das Wort "Portfolio" hören? Für mich hatte das lange Zeit nur mit Aktien zu tun. Ein Investor hat dieses oder jenes Wertpapier in sein Portfolio aufgenommen. Auch Künstler oder Fotografen kamen mir in den Sinn: Ihre repräsentativsten Werke bilden ihr Portfolio, zusammengestellt in Mappen, im Internet, in Foto- und Kunstblogs.
An Kirche habe ich bei "Portfolio" nicht gedacht. Und doch: Die Parlamentarier der pfälzischen Landeskirche, die Männer und Frauen der Synode, machen heute in Kaiserslautern eine "Portfolio-Analyse". Wie Wirtschaftsunternehmen auf ihre Geschäfts-, so blickt die Synode auf alle Handlungsfelder der Kirche. Genauer gesagt: auf sieben große Aufgabengebiete mit insgesamt sechzig (*) Handlungsfeldern. Heute nun wird jeder Synodale jedes dieser Felder bewerten - und für sich die beiden Fragen beantworten: Wie wichtig ist dieses Handlungsfeld generell? Und: Wie profilbildend für die Kirche ist es? Also sozusagen: Wie evangelisch?
Die Mühe soll sich lohnen. Die Analyse soll Antworten liefern auf wichtige Fragen: Wie soll sich die Kirche in Zukunft ausrichten? Woran will sie festhalten - und was einschränken oder aufgeben? Wenn der Kirche weniger Geld zur Verfügung steht, muss sie sich entscheiden – denn nichts ist für eine Kirche lähmender, als sich ständig mit ihrem Geld – also mit sich selbst – zu befassen. Die Kirche braucht ihre Energien und Ideen ja, um für andere da zu sein. Und um Verantwortung in der Gesellschaft wahrzunehmen. Ich hoffe, die pfälzische Kirche sieht nach ihrer Portfolio-Analyse hier klarer.
Die Kirche ist zwar kein Wirtschaftsunternehmen. Doch muss sie sorgfältig damit umgehen, was ihr die Menschen durch Kirchensteuer oder Spenden anvertrauen. Die meisten Menschen lassen sich doch die Kirchensteuer abziehen in dem Bewusstsein, dass die Kirche damit Gutes und Sinnvolles tut.
Geld ist nicht per se gut oder schlecht. Gut oder schlecht ist, was wir damit machen. Fest steht: Das kirchliche Portfolio umfasst auch künftig die großen Arbeitsfelder: Verkündigung, Seelsorge, Bildung, Diakonie, Mission und Ökumene, die Öffentlichkeitsarbeit, und die Organisation, sprich: Verwaltung.
Das alles will bezahlt werden. Und deshalb bleibt auch der Kirche die Sorge um das gute Haushalten nicht erspart.
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(*) Im RUNDfunk wird gerne mal aufgeRUNDet. Exakt sind es 57 Handlungsfelder.
[Dieser Beitrag lief am 10. März 2012 in SR2 und 3 als "Innehalten".]
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