Sonntag, 13. Oktober 2013

Ich swing an deiner Krippen hier - das Making-of mit Ludwig 3 #openreli

Schon vor einiger Zeit habe ich ein wenig mit der Demo herumgespielt und seitdem mit einem Kauf geliebäugelt. Als ich es vor zwei Wochen noch einmal günstiger entdeckte - dabei ist der reguläre Preis schon sehr fair -, habe ich zugeschlagen: bei Ludwig 3, dem Kompositions- und Arrangier-Programm aus dem Hause ChessBase. Letzteres hat sich einen Namen gemacht mit der gleichnamigen Schach-Datenbanksoftware und dem spielstarken Schachprogramm Fritz. Zum Verhältnis von Schach(software) und Musik(software) hat der Entwickler beider Programme, Matthias Wüllenweber, dem Schachmagazin "Karl" einmal ein lesenswertes Interview gegeben.

Da passte es wie die Faust aufs Auge, dass es zum openreli-MOOC, an dem ich je nach Zeit, Lust und Laune teilzunehmen und -zugeben gedenke, auch ein kleines begleitendes Musikprojekt gibt, wie ich aus dem Kursblog von Christian Günther erfahren habe. Und dazu habe ich mit Ludwig 3 nun Folgendes hervorgebracht:




Klingt doch schon ganz nett, oder? Und wurde seitens der openreli-Orga auch mit dem folgenden Tweet honoriert:


Das ist zwar schmeichelhaft, aber zumindest, was das "schön gespielt" betrifft, auch zu viel der Ehre, denn auch dies hat Ludwig übernommen. Ich will kurz beschreiben, wie ich vorgegangen bin:

Grundlage sollte EG 37 "Ich steh an deiner Krippen hier" sein. Also habe ich in Ludwig eine neue Melodie angelegt, dabei Taktart 4/4 mit 1/4 Auftakt und die Tonart a-Moll ausgewählt:


Dann habe ich per Tastatur die Melodie aus dem Gesangbuch 1:1 in Ludwig übertragen. Hat man sich die Tastatursteuerung einmal eingeprägt, geht das recht flott. Alternativ lässt sich ein Midi-Keyboard anschließen und die Melodie einspielen. Die Funktion "Einfügen - Auto Akkorde" brachte hier nicht ganz das gewünschte Ergebnis, weshalb ich auch alle Akkorde manuell eingetragen habe. Weil sie im Pfälzer EG nicht abgedruckt sind, habe ich dazu im Gesangbuch elektronisch nachgesehen. Schließlich habe ich von Ludwig noch ein "Intro anlegen" lassen. So sah das Ergebnis bis hierhin aus:


Mich irritiert an Ludwig immer noch, dass es nicht möglich ist, einfache Wiederholungszeichen in die Noten einzutragen. Solche gehörten hier vor die Auftaktviertel am Ende der ersten Zeile und vor die letzte Viertel der zweiten Zeile. Ludwig arbeitet aber mit einem anderen Konzept, dem so genannten Ablaufplan. Dieser beruht auf den in der Regel viertaktigen Liedzeilen, die jeweils eigene Bezeichnungen erhalten (hier Intro, A, B, C). Der Ablaufplan legt nun fest, in welcher Reihenfolge die Liedzeilen gespielt werden. Außerdem lassen sich jeder Liedzeile "Dramastufen" zuweisen, damit nicht alles gleich klingt. Hier ist also - wenn man nicht schon selbst die Melodie komponiert hat - erstmals Raum für eigene Kreativität.


Dabei hat Ludwig genug musikalisches Verständnis, dass er nicht einfach die Zeile A komplett wiederholt, inklusive des G am Ende, sondern dass er wieder mit der Auftaktnote E beginnt, also alles so macht, wie ich es mit Wiederholungszeichen hätte erreichen wollen.

Mit dem Klick auf "Mit Band begleiten" geht's nun ans Eingemachte von Ludwig. Ich entscheide mich für die Swing-Combo. Das Tempo von 117 bpm finde ich schön lässig, und auch die Instrumentierung belasse ich auf Vibraphon/Klavier offen; das gefällt mir einfach am besten. 


Ein Klick auf "OK", und Ludwig beginnt zu arrangieren. Die fertige Partitur sieht im Programm so aus:


Noch nicht herausgefunden habe ich, wie ich Ludwig dazu bringen kann, wenigstens in der Partitur dann mit Wiederholungszeichen zu arbeiten. Stattdessen gibt Ludwig alles exakt nach Ablaufplan nacheinander aus.

Um nun eine Datei herauszubekommen, die ich zu SoundCloud hochladen konnte, wählte ich den Menüpunkt "Speichern als - Mp3 aufzeichnen".


... und fertig war "Ich swing an deiner Krippen hier".

Ich habe bei weitem noch nicht alles ausgelotet, was mit Ludwig möglich ist. Für mich persönlich besticht bis jetzt:
  • dass ich endlich auf schnelle und einfache Weise eigene Melodie-Ideen notieren und in einer Songdatenbank verwalten kann;
  • dass ich zu diesen Melodien dann automatisch die Harmonien erstellen lassen - und nach meinem Gusto anpassen kann;
  • und nicht zuletzt: dass ich zu Hausmusik-Zwecken mehrstimmige Sätze für beliebige Instrumentierungen komponieren lassen kann. Ludwig beherrscht dazu die klassischen Stimmführungsregeln (während ich schon lange vergessen habe, was ich in der gymnasialen Oberstufen Rudimentäres über Kontrapunkt gelernt habe). Ein Beispiel: Zu einem einfachen Anfänger-Flötenstück meiner Tochter habe ich Ludwig die Koppelstimme für eine zweite Flöte und eine einfache Klavierbegleitung schreiben lassen. [Update: Weil das genannte und hier ursprünglich eingebundene Stück vermutlich urheberrechtlich geschützt ist, habe ich es doch lieber wieder herausgenommen und dasselbe mit einem einfachen kleinen Kinderlied-Versuch von mir selbst umgesetzt. So sieht's aus:]

Und so klingt's (gespielt von Ludwig; vielleicht bekomme ich demnächst ja mal eine Aufnahme von meiner Tochter, meiner Frau und mir hin ... ;-)


Für welche Zwecke würdet ihr dieses Programm einsetzen?
Bestimmt wäre es auch nützlich für so manche musikalische Aktivität in der Kirchengemeinde ...

7 Kommentare:

  1. Nachdem ich nun 2 Abende mit der freien Version rumgespielt und begeisternde Dinge erlebt habe (z.B. Weihnachtslieder als Samba ...) werde ich nun wohl doch die Vollversion kaufen :-), daher auch Danke!!! für den Link.

    Wofür man es nutzen kann? Um Spaß an der Musik zu haben, auch wenn man nie sowas selber komponieren könnte. Um mal in der Gemeinde etwas interessante Begleitmusik "vom Band" zu haben. Für nette Sätze für die kleinen Musikgruppen im Freundeskreis. Um Rythmus & Percussion zu üben. Und um eine neue Erklärung zu haben, wofür Social Media so gut sein kann - wie sonst hätte ich den Artikel gefunden?

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    1. Danke fürs Mitteilen der Ideen. Wenn die Vollversion dann mal eine Zeitlang im Einsatz ist, würde ich mich über einen weiteren Erfahrungsaustausch freuen. Das Programm ist toll, hat aber natürlich auch ein paar Macken; das mit den (nicht vorhandenen) Wiederholungszeichen in der Partitur habe ich ja schon genannt. Warum der Noten-Ausdruck (vgl. das eingebundene pdf oben) etwas verunglückt aussieht, ist mir derzeit auch noch nicht klar.

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    2. Gerade über die Ludwig-Website noch das hier gefunden: http://www.kitalieder.de/ - Noten für 40 Kinderlieder, erstellt von Ludwig 3 und darum GEMA-frei, zum Download als pdf. Und die Hamburger Kitas bekommen das Programm kostenfrei zur Verfügung gestellt.

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  2. Hallo Alex,

    Ich hab seinerzeit den Link zu Ludwig doch tatsächlich im Deutschen Pfarrerblatt entdeckt und mit bereits 2010 die Vollversion zugelegt. Man kann damit wirklich tolle Sachen machen. ich schreibe damit seit dem die "Playbacks" für die Schulgottesdienste, die ich dann mit Gitarre und Gesang begleite. Ganz nett ist das Programm auch, wenn z.B. nur eine zum Song passende Schlagzeug und Bassspur braucht, weil man alle anderen Instrumente einfach auf mute setzen, also schweigen lassen kann - ideal als Basis für Mehrspuraufnahmen. Um Improvisation zu üben ist es auch perfekt, denn es bietet nicht nur wie andere Begleitautomatiken Akkordbasierte Harmoniefolgen, sondern eben auf die Melodie eines Liedes abgestimmte Versionen.
    Schade finde ich, dass sich die Stile doch arg an traditionellen Bigband, Blues oder Jazzgruppen orientiert. Oft sehr bläserlastig. Moderne Synthisounds findet man fast gar nicht - was sicher daran liegt, dass die Instrumente im Endeffekt auf Midi beruhen. Aber trotzdem in meinen Augen eines der sinnvollsten Stücke Musiksoftware und deutlich erschwinglicher als z.B. Band in a box

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    1. Prima, lieber Dirk,
      ich glaub', ich muss Dich mal besuchen, dann zeigst Du mir, was Du damit alles machst! :-)
      Aber ich kann ja auch hier schon mal nachfragen:
      - Playbacks für Schulgottesdienste: Wie gehst Du da vor? Melodie und Akkorde eintragen, von Ludwig arrangieren - und dann im Gottesdienst vom Laptop mit angeschlossenen Lautsprechern abspielen lassen? Und dabei eben die Gitarren- und Melodiespur muten? Oder wie?
      - Auch wie Du mit den Mehrspuraufnahmen vorgehst, würde mich etwas detaillierter interessieren. Welches Equipment hast Du dafür sonst noch?

      Und ja, die Stärken der Ludwig-Arrangements liegen sicher im Swing/Blues/Bigband-Bereich. Es ist kein Zufall, dass ich beim auf die Schnelle produzierten "Ich swing an deiner Krippen hier" die Combo-Swing ausgewählt habe. Versuche mit Rockband-Arrangements u.a. waren - zumindest auf Anhieb - weniger überzeugend. Das dürfte aber sicher auch an der vorgegebenen Melodie und Harmonie liegen.

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    2. die meisten Fragen hast du dir schon selbst beantwortet. ich gebe zuerst Melodie und Akkorde ein. dann wähle ich die Instrumente und den Stil und lasse Ludwig den Song arrangieren. Zur Ausgabe nutze ich die Monitorbox Behringer B207 MP3, an die ich direkt einen USB Stick anstöpseln kann + Gitarre + Mikro.
      Für Mehrspur nutze ich entweder das Korg Soundonsound oder wenn es anspruchsvoller sein soll meinen BOSS BR-1200.Ludwig liefert dann die Basis mit Drums, Bass, Keyboard oder Piano und ich spiele Gitarre, E-Gitarre drüber...

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    3. Danke für die Techniktipps! Die Behringer B207 MP3 merke ich mir; vielleicht ist die auch was für mich.

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