Mir war die Geschichte von Jesus und der Ehebrecherin ja schon immer zu simpel. Jedenfalls das, was man gemeinhin davon mitnimmt.
Wie muss ich mir das vorstellen? Da wird eine Frau zu Jesus gebracht, die in flagranti ertappt wurde. Auf Ehebruch stand nach mosaischem Gesetz die Todesstrafe. Jesus reagiert mit dem Satz „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie“ - und alle dampfen sie ab, einer nach dem anderen, weil jeder auf einmal denkt: „He, stimmt, darüber hab ich noch nie nachgedacht“?
Also mir ist das zu simpel. Dass jeder irgendwas auf dem Kerbholz hat, dass jeder irgendwann einmal etwas Ungutes, Unrechtes getan hat, dass keiner perfekt ist - das ist doch eine Binsenweisheit. Das ist doch nicht so aushebelnd, überraschend, umstürzlerisch, wie wir es gerne deuten. Wäre nur einer mit etwas Grips und Schlagfertigkeit dabei gewesen, hätte er gesagt: Natürlich ist keiner schuldlos, aber es geht doch um die Schwere der Schuld. Es geht doch darum, wie schlimm das, was einer angestellt hat, für die menschliche Gemeinschaft ist - und ob und wie jemand dafür bestraft werden muss. Es mag ja sein, dass es im Himmelreich anders zugeht - aber hier auf Erden, in der noch unerlösten Welt, da brauchen wir doch Gesetze, um unser Zusammenleben zu regeln.
Da wirkt Jesu Satz doch ein bisschen so, wie wenn man ein kleines Kind in Schutz nimmt: Och, komm, sei nicht so streng mit ihr - denk doch nur mal, was du als Kind so alles angestellt hast.
Die Geschichte steht nur im Johannesevangelium, nicht in den anderen, und selbst dort ist sie erst später eingefügt worden, wie wir heute wissen. Ich glaube, es geht darin gar nicht vorrangig um die Schuld der Menge, um die Sündhaftigkeit aller Menschen - sondern es geht darum, wer Jesus eigentlich ist! Wer diese Geschichte aufgeschrieben hat, der wollte vor allem etwas über Jesus sagen. Und zwar wollte er deutlich machen: Jesus ist der einzig tatsächlich Schuldlose. Und darum ist er der einzige, der das Recht gehabt hätte, tatsächlich einen Stein zu werfen! Deshalb aber ist nicht der bekannte Satz vom „ersten Stein“ das Wichtigste an dieser Geschichte, sondern der Schluss, wo Jesus sagt: „So verdamme ICH dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr.“
Es geht um die Gnade Gottes und die Kraft der Vergebung, die einen neuen Anfang möglich macht.
Und das ist wahrlich keine Binsenweisheit.
Dieser Beitrag ist in gekürzter Form als Rundfunkandacht für Rockland Radio "Feels Like Heaven" erschienen und kann über das entsprechende Podcast-Angebot angehört werden.
Wie muss ich mir das vorstellen? Da wird eine Frau zu Jesus gebracht, die in flagranti ertappt wurde. Auf Ehebruch stand nach mosaischem Gesetz die Todesstrafe. Jesus reagiert mit dem Satz „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie“ - und alle dampfen sie ab, einer nach dem anderen, weil jeder auf einmal denkt: „He, stimmt, darüber hab ich noch nie nachgedacht“?
Also mir ist das zu simpel. Dass jeder irgendwas auf dem Kerbholz hat, dass jeder irgendwann einmal etwas Ungutes, Unrechtes getan hat, dass keiner perfekt ist - das ist doch eine Binsenweisheit. Das ist doch nicht so aushebelnd, überraschend, umstürzlerisch, wie wir es gerne deuten. Wäre nur einer mit etwas Grips und Schlagfertigkeit dabei gewesen, hätte er gesagt: Natürlich ist keiner schuldlos, aber es geht doch um die Schwere der Schuld. Es geht doch darum, wie schlimm das, was einer angestellt hat, für die menschliche Gemeinschaft ist - und ob und wie jemand dafür bestraft werden muss. Es mag ja sein, dass es im Himmelreich anders zugeht - aber hier auf Erden, in der noch unerlösten Welt, da brauchen wir doch Gesetze, um unser Zusammenleben zu regeln.
Da wirkt Jesu Satz doch ein bisschen so, wie wenn man ein kleines Kind in Schutz nimmt: Och, komm, sei nicht so streng mit ihr - denk doch nur mal, was du als Kind so alles angestellt hast.
Die Geschichte steht nur im Johannesevangelium, nicht in den anderen, und selbst dort ist sie erst später eingefügt worden, wie wir heute wissen. Ich glaube, es geht darin gar nicht vorrangig um die Schuld der Menge, um die Sündhaftigkeit aller Menschen - sondern es geht darum, wer Jesus eigentlich ist! Wer diese Geschichte aufgeschrieben hat, der wollte vor allem etwas über Jesus sagen. Und zwar wollte er deutlich machen: Jesus ist der einzig tatsächlich Schuldlose. Und darum ist er der einzige, der das Recht gehabt hätte, tatsächlich einen Stein zu werfen! Deshalb aber ist nicht der bekannte Satz vom „ersten Stein“ das Wichtigste an dieser Geschichte, sondern der Schluss, wo Jesus sagt: „So verdamme ICH dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr.“
Es geht um die Gnade Gottes und die Kraft der Vergebung, die einen neuen Anfang möglich macht.
Und das ist wahrlich keine Binsenweisheit.
Dieser Beitrag ist in gekürzter Form als Rundfunkandacht für Rockland Radio "Feels Like Heaven" erschienen und kann über das entsprechende Podcast-Angebot angehört werden.
Öffentlich gültig ist heute BGB, MRK.
AntwortenLöschenMit kompetentem Partner,Handwerker, Heilkundige, Behörden, Verbraucherberatung, habe ich gute Erfahrungen gemacht. Für Sündengeschäfte und Köngi-Gnadentum, habe ich keine Verwendung.
Dann stimmen wir ja völlig überein. ;-)
AntwortenLöschen