Ich habe noch immer keinen Organspenderausweis. Dabei ist es nicht so, dass ich das für mich bereits entschieden und abgelehnt hätte. Es ist auch nicht so, dass ich das Thema meide. Im Gegenteil: Ich denke immer mal wieder darüber nach.
Ich kenne vertrauenswürdige Menschen, die sagen, dass wir unsere Organe „nicht mit in den Himmel“ nehmen. Denn „der neue Mensch in Gottes Reich braucht die alten Organe nicht, aber hier auf der Erde können sie Menschenleben retten."[1] – Organspende ist ein "Akt der Nächstenliebe"[2] , eine Möglichkeit, "über den Tod hinaus sein Leben in Liebe für den Nächsten hinzugeben"[3].
Und ich lese, dass es viel zu wenig Spenderorgane gibt – und so viele Menschen, die auf ein Organ warten. Und 3000 allein in Deutschland, die deshalb jedes Jahr sterben.
Ich registriere auch die kritischen Stimmen: die den Hirntod als gewissen Todeseintritt in Frage stellen; die die nicht immer würdigen Abläufe im Umfeld eines Sterbenden oder nach dem Tod eines Organspenders thematisieren; und dass es für Angehörige auch eine Belastung sein kann, wenn die Entscheidung zur Organspende bereits getroffen ist, und nicht nur, wenn sie selbst entscheiden sollen
Was ich dagegen nur am Rande verfolgt habe, das ist der aktuelle so genannte Skandal. Klar will ich, dass es bei der Verteilung fair und gerecht zugeht und nicht getrickst und betrogen wird. Aber das ist es nicht, was mich abhält.
Nein, was mich bislang zurückgehalten hat, das ist eine irrationale Hemmschwelle, ein flaues Gefühl, eine innere Abwehr. Ich durchschaue sie selbst noch nicht ganz, kann es nicht erklären.
Wenn ich demnächst nach meiner Spendebereitschaft gefragt werde, weiß ich vielleicht noch nicht, ob ich so weit sein werde.
Aber ich hoffe, dass ich irgendwann dieses Irrationale überwinden kann. Ich hoffe, dass ich dann dem folgen kann, was Glaube und Vernunft mir sagen, und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem das Ausfüllen eines Ausweises noch sinnvoll ist. Und ich hoffe, dass ich bis dahin nicht selbst vor der Verlegenheit stehe, ein Spenderorgan zu brauchen.
SR2 Innehalten
RPR1 Angedacht
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RPR1 Angedacht
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[1] Nikolaus Schneider 2012, http://www.ekir.de/www/service/organspende-15478.php
[2] Margot Käßmann 2009, http://www.ekd.de/aktuell_presse/news_2009_06_06_2_kaessmann_organspende.html
[3] Bischöfe Stephan Ackermann und Dr. Karl-Heinz Wiesemann, http://www.domradio.de/news/artikel_83681.html
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