Mittwoch, 15. April 2009

TV-Qualitätsdebatte: Die Programmzeitschriften sind schuld!

Mein Aufruf "'Lesen gucken! Macht Quote für Elke!" vom 19. Oktober vergangenen Jahres hat sich ja mittlerweile weit überholt (zumindest in Bezug auf die TV-Sendung; in Bezug auf ihre Internet-Sendung gilt er eigentlich nach wie vor), aber zwei Anmerkungen zur TV-Qualitäts-Debatte will ich noch loswerden. Wird schließlich nie unaktuell.
1. Verallgemeinerungen sind selten richtig und helfen genauso selten weiter.
Das TV-Angebot ist nicht einseitig nur qualitativ schlecht, sondern sehr vielfältig und bedient viele verschiedene Alters- und Zielgruppen. Wohl ist es so, dass Kultur- und Bildungssendungen mit etwas höherem Anspruch eher auf Randsendeplätzen liegen und zur Hauptsendezeit um 20.15 Uhr mit seichten Unterhaltungsshows, Hollywood-Blockbustern oder den neuesten US-Serienhits Quote zu machen versucht wird. Aber das ist verständlich: Um diese Zeit sieht die breite Masse zu, also mache ich Angebote, die am ehesten massentauglich sind, den kleinsten gemeinsamen Nenner darstellen. Es gibt schlechte Sendungen, kein Zweifel, aber nicht das komplette Programm ist Blödsinn. Und für völlig Danebengeratenes gibt es ja immer noch www.programmbeschwerde.de.

2. Nicht das TV erfüllt seine Aufgabe nicht, sondern die Programmzeitschriften!
Ich gebe zu: Zur Hand habe ich gerade nur die TV Movie, aber mir scheint es im Prinzip doch bei den meisten Programmzeitschriften so zu sein: In der Tagesübersicht sind die Sendungen zur Hauptsendezeit hervorgehoben, meist sogar mit Bild. Auf den zum jeweiligen Tag gehörigen vertiefenden Hintergrundseiten sind ebendiese Sendungen NOCHMALS ausführlich dargestellt. Ich frage mich: Warum soll es ein Mega-Blockbuster wie "Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs" (lief gerade am Ostermontag auf RTL) nötig haben, neben der Hervorhebung zur Hauptsendezeit und Auszeichnung mit rotem Stern als Tagestipp zusätzlich auch noch auf einer halben Seite präsentiert, ja beworben zu werden? Er zieht doch per se bereits jede Menge Zuschauer an. Um nicht falsch verstanden zu werden: "Der Herr der Ringe" gehört zu meinen Lieblingsfilmen (bzw. -büchern).

Ungefähr zur gleichen Zeit, als im vergangenen Herbst die TV-Qualitätsdebatte hochkochte, lag in unserem Briefkasten ein kostenloses TV-Programmheft der Apotheken. Dass hier auf den Hintergrundseiten einmal andere Sendungen als die ohnehin quotenträchtigen hervorgehoben sind, nämlich Gesundheits- und Wissenssendungen, fand und finde ich innovativ und erfrischend anders. Aber selbst hier sind auf den Überblicksseiten inkonsequenterweise die Sendungen zur Hauptsendezeit hervorgehoben.

Warum ist es nicht möglich, eine "ausgewogene" Programmzeitschrift anzubieten, also eine, die den verschiedenen Genres in der Darstellung gleichen Platz einräumt und dabei auch einmal redaktionell mutige Entscheidungen trifft? Wird sie sich am Markt nicht behaupten können? Oder eben eine Zeitschrift, die sich ganz auf Kultur, Bildung, Gesundheit, Nachrichten, Gesellschaft, Europa, Geistes- und Naturwissenschaften konzentriert? Die es gar wagt, ARTE, 3SAT und die Dritten auf der ersten Übersichtsseite zusammenzustellen und die Privaten erst danach, auf der zweiten?

Oder gibt es so etwas vielleicht schon? Ich bin für Hinweise dankbar.

3. Und ja, ich weiß!
... dass mein Punkt 2 nun droht, unter das Verdikt von Punkt 1 (Verallgemeinerungen) zu fallen ...

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